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Verwirrte Urlauber: Gehen die Franken zum Trinken in den Keller?

Meine Eltern haben neulich in einer Gastwirtschaft am Brombachsee ein wenig mit Urlaubern aus dem Norden der Republik geplaudert. Auf die Frage nach weiteren Gastro-Tipps haben meine Eltern den Wettelsheimer Keller bei Treuchtlingen empfohlen – und verständnislose Blicke geerntet. Wieso hocken sich denn diese verrückten Franken bei schönstem Sommerwetter zum Trinken in den Bierkeller? Lasst uns das Missverständnis ein für alle Mal lösen: Die Franken trinken nicht im Keller, sondern auf dem Keller!

„Auf“ die Keller geht man schon allein deshalb, weil die fränkischen Bierkeller zumeist in Hanglagen zu finden sind, die es zu erklimmen gilt. Dort nämlich wurden die unterirdischen Lagerräume in die Felsen hineingegraben, um den Gerstensaft ganzjährig bei kühlen acht bis zehn Grad zu halten.

Und dann ist es aber auch tatsächlich so, dass man ganz wortwörtlich AUF dem Keller hockt. Direkt über den Felsgängen nämlich schenken Wirtschaften das Bier dann aus – damit es auf dem Weg vom Lagerraum zum Mund des Trinkenden auch ja kein Grad wärmer wird!

 

 

Erlangen und Forchheim: Hier lebt die Bierkeller-Tradition hoch

Bekannt für ihre Kellerberge sind vor allem Erlangen und Forchheim. Ganze 24 Wirtschaften schenken im Forchheimer Kellerwald ihre regionalen Biersorten aus – und davon gibt es in Oberfranken eine ganze Menge. Ein unterirdisches Netz aus fast drei Kilometern bilden die Bierkeller im Forchheimer Kellerwald. Mal sind die Felsgänge eng, staubig und voller Spinnweben, mal so breit und geräumig, dass man mit einem kleinen Fahrzeug hineinfahren könnte. Einige stehen voll mit allerlei Krempel und im Hintergrund läuft das Radio, während der Wirt die Gläser spült – andere sind zweckmäßig eingerichtet und penibel aufgeräumt.

Einmal im Jahr feiern die Forchheimer das sogenannten Annafest, das eigentlich seinen Ursprung in einer Wallfahrt hat. Auf dem Rückweg vom Annakirchlein in Unterweilersbach nämlich machten viele Wallfahrer Rast auf einem der Bierkeller.

Aber die Franken machen ungern einen Umweg, wenn es um ihr Seidla geht – und so wird mittlerweile der religiöse Aspekt übersprungen und die Besucher pilgern jedes Jahr im Juli gleich auf direktem Wege in den Kellerwald. Da stapeln sich dann in den Kellern die Fässer bis unter die Decke.

Bierkeller im Fränkischen Seenland sind vom Aussterben bedroht

Bei uns im Fränkischen Seenland gibt es leider nicht mehr viele Bierkeller, die noch traditionell als Kellerwirtschaft betrieben werden. Genaugenommen fallen mir nur noch zwei ein (falls ihr noch welche kennt, sagt unbedingt Bescheid!): Der Wettelsheimer Keller bei Treuchtlingen und der Araunerskeller in Weißenburg (wobei letzterer zwar von der Lage her wunderschön ist, aber leider immer wieder von häufigem Pächterwechsel geplagt ist). Das ist schade, denn eigentlich hat die Region auch eine lange Bierkeller-Tradition.

Vom Araunerskeller hat man einen herrlichen Blick auf Weißenburg

Früher hatten auch viele Privatleute Felsenkeller, um ihre Vorräte zu lagern, und bis vor etwa zehn, zwanzig Jahren gab es auch noch etliche Kellerwirtschaften. In Weißenburg etwa gab es von den beiden Stadtbrauereien den Sigwarts- und Schneiderkeller. Einer beherbergt heute einen Restaurateur, der andere steht seit Jahren leer. Auch der Hans-Gruber-Keller in Spalt ist mittlerweile verlassen, obwohl anscheinend vor ein Paar Jahren versucht wurde, die Wirtschaft wiederzubeleben.

Der Wettelsheimer Keller ist ein absolutes Muss

Wer also die Fränkische Bierkellertradition im Seenland erleben will, muss unbedingt zum Wettelsheimer Keller pilgern. Die Kellerwirtschaft zwischen Treuchtlingen und Wettelsheim ist die Anlaufstelle für Einheimische, Tagesausflügler und Urlauber, wenn es um kühlen Gerstensaft und eine deftige Brotzeit geht. An schönen Sommertagen platzt die Terrasse schier aus allen Nähten.

Auch wegen seiner schönen Aussicht über das Altmühltal ist der 1850 erbaute Biergarten weit über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannt. Zu Trinken gibt’s natürlich das Wettelsheimer Bier der Brauerei Strauß, vor allem das Märzen ist ein echter Renner. Noch heute wird der Gerstensaft aus großen Holzfässern ausgeschenkt, die tief in den Berg-Gewölben bei angenehm kühler Temperatur lagern.

Zu Essen gibt’s traditionelle fränkische Biergartenkost und Brotzeit: Etwa Bratwürste mit Sauerkraut, Kesselfleisch, Rettich, Hackbrot, Obazda oder Pressack.

Es ist wirklich tieftraurig, dass es nur noch so wenige traditionelle Bierkeller im Fränkischen Seenland gibt. Ein Grund mehr, diese vom Aussterben bedrohte Tradition zu hegen und zu pflegen!


  • Homepage des Wettelsheimer Kellers
  • Öffnungszeiten:Mai-September: Do – So 10:00 Uhr – Sonnenuntergang. Juli + August: Mo – Mi ab 16:00 Uhr. In den Wintermonaten geschlossen.

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1 Kommentar zu “Verwirrte Urlauber: Gehen die Franken zum Trinken in den Keller?”

  1. R.Messingfeld sagt:

    Der Wettelsheimer Keller ist für mich nicht o.k.
    Muffig. Das Bier ist aber Spitze.

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