Bunte Blumen, Gemüse und Obst direkt vom Feld, frischer Fisch und diverse Spezialitäten – es ist Donnerstag. Markttag in Gunzenhausen im Fränkischen Seenland. Hier wird ein Plausch gehalten, dort über die beste Salatpflanze diskutiert, einige haben schon eingekauft und lassen sich in einem der Cafés nieder. Es gibt aber auch Leute, die folgen dem Hinweisschild am Ende des Marktes: „Orgelmusik zur Marktzeit“ steht da. Das wollten wir uns einmal genauer anschauen – oder besser: anhören.
Abwechslungsreiches Programm
Ein bisschen versteckt, ist der Eingang der evangelischen Stadtkirche am unteren Ende des Marktplatzes (vor den bunten Schirmen links abbiegen). Schon von draußen hört man die Orgel. Timm Grummich übt noch ein wenig. Er wird heute bei der „Orgelmusik zur Marktzeit“ an dem Instrument sitzen. Grummich hat gerade die Hochschule für Kirchenmusik in Bayreuth abgeschlossen. Für das kleine Konzert in Gunzenhausen hat der Weißenburger Barocke Choralvorspiele und eine Toccata von Charles Marie Widor mitgebracht.
Das Programm für die „Orgelmusik zur Marktzeit“ stellt der Gunzenhäuser Kirchenmusikdirektor Bernhard Krikkay zusammen. Er ist um Abwechslung bemüht, sagt er. Bei den Organisten sowie bei der Musikauswahl. Oft sitzt Krikkay selbst donnerstags um 11.00 Uhr an der Orgel. So hat er beispielsweise schon den „Bolero“ mit einem Kollegen zusammengespielt. Ein echter Höhepunkt.
Bunt gemischtes Publikum
Anfangs war der Kirchenmusikdirektor skeptisch, ob tatsächlich Leute zur Marktzeit den Weg in die Stadtkirche finden würden – mittlerweile haben sich die kurzen Andachten aber etabliert. Viele kommen jede Woche. Und auch an diesem Donnerstag ist die Kirche gut gefüllt. Beinahe alle der wegen Corona begrenzten Plätze sind besetzt. Das Publikum ist bunt gemischt: Familien mit kleinen und großen Kindern, ältere und jüngere Menschen – alleine oder zu zweit.
Info:
- „Orgelmusik zur Marktzeit“ ab Ostern immer donnerstags um 11.00 Uhr in der evangelischen Stadtkirche Gunzenhausen
- Dauer: zirka eine halbe Stunde
- Bitte Mund-Nasen-Bedeckung nicht vergessen
- Wegen der derzeit geltenden Hygienevorschriften ist die Anzahl der Plätze begrenzt
Timm Grummich fängt an zu spielen: „Nun danket alle Gott“ von Johann Sebastian Bach. Und sofort sehe ich den Besuchern an, wie sie sich entspannen und die kurze Auszeit mitten im Alltagstrubel genießen. Und auch ich kann mich zurücklehnen und genießen. Die Musik wird garniert mit einem „Impuls“. Einer kurzen Geschichte, die vorgetragen wird. Nur ganz kurz – aber zum Nachdenken. Die Menschen sind aber vor allem hier, um die Musik zu hören.
Orgelmusik geht unter die Haut
Die Musik zeigt das große Spektrum der Orgel: Von sanften, filigranen und leisen Tönen bis hin zu brummenden, tiefen Klängen – die Orgel heißt nicht umsonst die „Königin der Instrumente“. Die Musik geht im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut. Ich zumindest bekomme Gänsehaut. Manche haben die Augen geschlossen und versinken in der Musik.
Nach einer halben Stunde ist die kurze Andacht vorbei und ich verlasse zusammen mit den anderen Besuchern (in angemessenem Abstand) die Stadtkirche. Ich fühle mich erholt und irgendwie auch erfrischt. Das Konzert ist eine kleine Auszeit aus dem Alltag. Als würde jemand kurz die Pause-Taste zum Durchatmen drücken.
Neu: Orgelmusik auch in der Adventszeit
Bis Ende September ist für jeden Donnerstag Musik geplant. Und auch im Advent soll es die „Orgelmusik zur Marktzeit“ an drei Terminen geben. Bernhard Krikkay will ausprobieren, wie die kurzen Andachten dann angenommen werden.