Die Wintermonate sind für mich immer eine hervorragende Gelegenheit, um mir die Gastronomie im Fränkischen Seenland anzuschauen und mir ganz gediegen den Winterspeck anzufuttern. Vergangenen Winter war zum Essen ausgehen aufgrund des Corona-Lockdowns, ja wortwörtlich vom Tisch. Heuer ist es aber mit Einschränkungen möglich. Zum Auftakt der Winter-Kulinarik-Saison habe ich mich gleich mal in den ganz westlichsten Zipfel des Seenlands begeben und mich im La Vida Local in Bechhofen durch die Speisekarte probiert.
Bechhofen liegt zwischen Gunzenhausen und Feuchtwangen und ist eigentlich für seine Bürsten und Pinsel berühmt. Klingt kurios, ist aber so. Der 6000-Einwohner-Ort ist das Zentrum der deutschen Pinsel-Industrie, und das Deutsche Pinsel- und Bürstenmuseum ist allemal einen Besuch wert.
Bechhofen und das Pinsel- und Bürstenmacherhandwerk verbindet eine langjährige Tradition, die Ende des 18. Jahrhunderts begann. Die ersten schriftlichen Hinweise auf einen Pinselmacher erfolgten 1785 in Augsburg. Kurze Zeit später, um 1790, trägt sich der Handwerker Johann Caspar Bühler in das Kirchenbuch von Königshofen (heute Ortsteil von Bechhofen) als „Schreinermeister und Pinselmacher“ ein. Er gilt als Begründer des Feinhaarpinselhandwerkes in Deutschland. Bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Feinhaarpinsel aus Bechhofen direkt auf dem Weltmarkt angeboten. Zulieferbetriebe siedelten sich in Bechhofen und Umgebung an und der Entwicklung von Bechhofen zur weltbekannten Pinselmetropole stand nichts mehr im Wege. Bis heute hat das Handwerk seine Bedeutung in der Region kaum verloren. Hier gibt es noch viele Betriebe, die in einer einzigartigen Vielfalt das traditionsreiche Handwerk ausüben. (Quelle: Markt Bechhofen)
Die Küche stets im Blick
Ich war aber nicht wegen der Bürsten in Bechhofen, sondern weil ich den Tipp bekommen habe, dass man dort im „La Vida Local“ hervorragend speisen kann.
Schon beim Eintreten fühlt man sich auf der Stelle wohl, denn das Restaurant ist stilvoll, gemütlich, witzig und absolut liebevoll eingerichtet. Ein Steak- und Burgerladen wie aus dem Bilderbuch.
Das beste aber ist die offen verglaste Küche, die sich mitten im Raum befindet. Hier kann direkt mitverfolgen, wie die Chefs die Pfannen schwenken und die leckeren Gerichte zaubern. Mit so einem Konzept hat man bei mir schon direkt einen dicken Stein im Brett!
Wilde Speisekarte: Einfach „loca“
Begeistert darf man auch von der Speisekarte sein. Zwar ist die Zusammenstellung stellenweise etwas wild, wenn man sich zwischen Suhsi-Bowl und Bruschetta, Miesmuscheln und BBQ-Spareribs entscheiden kann. Dazu kommen Steaks und Burger, aber auch das Angebot rein veganer Menüs.
Aber irgendwie passt diese wilde Mischung zum La Vida Local. Das Restaurant ist unkonventionell – der Name ist ja eine Anlehnung an „La Vida loca“, was „das verrückte Leben“ bedeutet. Es geht im Leben mal drunter und drüber, wobei am Ende der Spaß und der Genuss im Vordergrund stehen.
Und immerhin ist durch die Auswahl garantiert, dass jeder etwas findet: Der Veganer ebenso wie der Teilzeit-Vegetarier und der Liebhaber von „rare“ gebratenen Steaks.
Ein großes Lob bekommt auch die Weinauswahl: Die Karte ist umfangreich und abwechslungsreich, und das Servicepersonal hilft gerne beim Aussuchen.
Eine köstliche Burrata
Beim Testen habe ich mich auf die – wie ich meine – Kernprodukte fokussiert: Steak und Burger. Ausnahme war die Vorspeise: Hier lachte mich die Burrata mit Kirschtomaten, Pesto und Basilikum an. Leider ist es in Deutschland nicht so leicht, einen gute Burrata-Kugel zu bekommen. Die meisten Restaurants servieren Mozzarella im Caprese-Salat als Scheiben.
Umso mehr war ich von der Burrata im La Vida Local begeistert: Nicht nur optisch ein Highlight, sondern auch geschmacklich wirklich der Knaller. Der Kontrast aus warm gebratenen Kirschtomaten und Basilikum-Eis ist wirklich mal etwas anderes.
Veganer Burger und echtes Steak
Die Auswahl an Burgern im La Vida Local ist grundsätzlich wieder wild und kreativ. Es gibt den „La Vida Yakuza“ mit Lachs, Avocado, Algensalat und Wasabi, oder den „Ziegenpeter“ mit frischem Rindfleisch-Patty, Ziegenkäse, Mango, Orangen und gegrilltem Bacon (um nur zwei Beispiele zu nennen).
Neugierig war ich auf den veganen Burger „kein Fleisch & doch Fleisch.“ Die Grundlage ist ein Patty von Beyond Meat und alle, die sich pflanzlich ernähren, wissen: Das sind die Dinger, die auf einen Burger drauf müssen. Dazu kommen Rotweinzwiebeln, vegane Currysauce und Mayo, veganer Käse und Grillpaprika.
Ich glaube, vom Geschmack brauche ich euch nicht vorzuschwärmen – die Fotos sprechen für sich.
Als Steak kam ein Dry Aged Rib Eye von der Färse auf den Teller. Dazu gab’s Kartoffelspalten, Kräuterbutter, BBQ-Sauce und Chimi Churri (eine Kräuterpaste).
Ich hätte wirklich gerne noch ein Dessert getestet, denn das, was am Nachbartisch serviert wurde, sah überaus köstlich aus. Aber ich habe beim besten Willen nichts mehr reingebracht. Macht nichts – ist schon mal ein Grund, wieder nach Bechhofen zu fahren… 🙂
Übrigens: Wer sich nicht für ein Steak entscheiden kann, hat auch die Möglichkeit, im La Vida Local das Steak-Tasting zu buchen. Mitmachen müssen mindestens vier Personen, dann brutzeln euch die Köche eine bunte Auswahl vom Grill.
Wer sich ganz vertrauensvoll in die Hände der Küchenchefs begeben möchte, kann auch ein Überraschungsmenü bestellen. Es wird ein Gang nach dem Nächsten serviert, den ganzen Abend lang. Auch vegetarisch und vegan ist möglich. Das La Vida Local steckt wirklich voller Überraschungen!
La Vida Local in Bechhofen
Am Plärrer 1, Bechhofen (direkt am Kreisverkehr)
Tel. 09822 604 329, Whatsapp 0171 704 78 32, kontakt@la-vida-local.de
Öffnungszeiten:
Mittwoch und Donnerstag, 17.30 – 22 Uhr; Freitag und Samstag,
17.30 – 23 Uhr, Sonntag 17.30-21.30 Uhr.