Die Alte Vogtei in Wolframs-Eschenbach ist in keinem der großen, renommierten Genuss- und Gastroführer zu finden. Sollte sie aber. Denn hier kann man in historischem Ambiente hervorragend speisen. Bei der Suche nach einem Begriff, der die Küche der Alten Vogtei am ehesten treffend beschreibt, hat man sich für „weltfränkisch“ entschieden. Das passt: Weltfränkisch ist eine Kombination aus heimischer, regionaler Kochkunst mit Einflüssen aus der ganzen Welt.
Die Alte Vogtei schmiegt sich elegant zwischen die Fachwerkhäuser im mittelalterlichen Ortskern von Wolframs-Eschenbach. Vor allem ihre jüngste Entwicklung von einem renovierungsbedürftigen, denkmalgeschützten Gebäude bis hin zum Vorzeige-Objekt ist beeindruckend: Weil die Stadt Wolframs-Eschenbach die Zukunft der früheren Fürstenherberge nicht dem Zufall überlassen wollte, kaufte und sanierte sie das vierhundert Jahre alte Bauwerk selbst. Eine Stadt als Investor, noch dazu so eine kleine Stadt wie Wolframs-Eschenbach – das ist schon ein beeindruckendes Bekenntnis zur Heimat.
Hotel-Gasthof mit Geschichte und Geschmack
2017 konnte der Hotel-Gasthof nach dreieinhalbjähriger Umbauzeit seine Pforten öffnen. Den Gästen stehen nun geschmackvoll eingerichtete Gaststuben, Tagungsräume, 21 Hotelzimmer sowie ein Wellness-Bereich zur Verfügung.
Betrieben wird die Alte Vogtei nun von einer aus mehreren Familien bestehenden GmbH, die den Hotel- und Restaurantbetrieb untereinander aufteilen. Den gastronomischen Bereich, um den es hier ja schwerpunktmäßig geht, untersteht Jürgen und Heike Knöchel. Und mit ihrer weltfränkischen Küche blicken sie im wahrsten Sinne des Wortes weit über den heimischen Tellerrand hinaus.
Neben der regulären Speisekarte können sich die Gäste immer wieder an Themenmenüs aus aller Herren Länder erfreuen: Mal stehen Spezialitäten entlang des Jakobswegs auf der Karte, mal sind es Köstlichkeiten aus der berühmten Lissabonner Markthalle.
Von Fränkischen Tapas bis zur veganen Nachspeisenvariation
Bei meinem Besuch in der Alten Vogtei bestellten meine Begleitung und ich zunächst ganz neugierig den weltfränkischen Vorspeisenteller, eine Art regionale Tapas. Auf dem Teller fanden wir dann Wildbratwurst auf Preiselbeeren, Geräucherte Bratwurst mit Apfel-Meerettich-Chutney, Hesselbergkäse auf Tomatenpesto, Garnele mit Zwiebelchutney und Landschinken mit Pilzsalat.
Der Vorspeisenteller hielt, was er versprach: So hatte ich mir „weltfränkisch“ vorgestellt. Typisch fränkische Elemente, wie etwa die geräucherte Bratwurst oder den Hesselbergkäse, kombiniert mit neuen Geschmacksnuancen.
Die Entscheidung für den Hauptgang fiel mir nicht leicht. So viele leckere Gerichte lachten mir aus der Speisekarte entgegen! Vogtei-Burger aus Bratwurst-Brät, Schnitzel in Nusskruste, Seenländer Forellen-Filets mit Zitronen-Pilaw-Reis, verschiedene Rindersteaks, Wirtshausklassiker wie Sauerbraten und Käsespätzle, diverse Salate oder vegane Couscous-Pfanne. Ich entschied mich für ein Gericht aus der Themenkarte „Jakobsweg“: Wildschweinrücken mit Zimt und Bitterschokolade, Rothkohl und Kartoffel-Steinpilz-Püree.
Die Sauce mit der unaufdringlichen Zimt-Schokoladen-Note passte ganz wunderbar zum würzigen Geschmack des Wildschweins, und auch das eher unauffällig wirkende Kartoffel-Steinpilz-Püree überzeugte in der Komposition. Abgerundet vom fruchtig-würzigen Blaukraut und einem Glas Rotwein. Alles in allem ein herrlich winterliches Gericht (ich muss dazu sagen, dass ich bereits vor Weihnachten in der Alten Vogtei war – da passte das natürlich wunderbar).
Zum runden Abschluss des Menüs musste nun natürlich noch eine Nachspeise her. Die Karte hält eine abwechslungsreiche Auswahl bereit, und andere Gäste schwärmen in den Online-Bewertungen von der Dessertvariation „Alte Vogtei“, die für zwei Personen auf einer Etagere aufgetürmt wird. Dennoch entschied ich mich aus Neugier für das Dreierlei vom Apfel, vor allem deshalb, weil es vegan ist. Nicht viele Restaurants haben vegane Gerichte – und dann auch noch Nachspeisen! – im Angebot.
Das Apfel-Trio bestand aus einem Apfel-Schoko-Brownie, einem Gewürz-Apfel-Sorbet und einem Safran-Apfel-Confit. Ich bin mir sicher: Würde man einem beliebigem Gast diesen Nachtisch servieren und nicht erwähnen, dass es vegan ist – es wäre ihm nicht aufgefallen. Tierische Produkte wie Milch und Ei vermisst man hier keineswegs. Die säuerliche Süße der Äpfel, die Gewürznoten von Zimt oder Safran und der schokoladig-saftige Brownie sind Geschmackserlebnis genug.
Fazit: Franken trifft die Welt – und sie verstehen sich
Auf der einen Seite ein historisch-fränkisches Gasthaus mit traditioneller fränkischer Küche, auf der anderen Seite eine moderne Gastronomie mit neugierigen und kreativen Einflüssen aus der ganzen Welt. Ein recht weiter Spagat, wie es scheint – doch die Küche in der Alten Vogtei beherrscht ihn ohne schmerzverzerrtes Gesicht. Es lohnt sich allemal, sich vorsichtig über den Tellerrand hinaus zu tasten und sich in die Welt der Genüsse entführen zu lassen!
Die Alte Vogtei
Hauptstraße 21, Wolframs-Eschenbach
Tel. 09875 / 96 888 0
info@alte-vogtei.de
Öffnungszeiten:
Dienstag-Sonntag,11.30 bis 13.45 Uhr und 17.30 bis 21.00 Uhr
Montag Ruhetag