2 Flugstunden? Jetlag? 6 Stunden Stau? Blockabfertigung? Für Bianca Pauler dieses Jahr kein Thema. Ihre Anfahrtszeit zum Urlaubsort: genau 14 Minuten oder viereinhalb Kinderlieder. Die Paulers haben sich entschieden, Urlaub in der eigenen Urlaubsregion zu machen – im Fränkischen Seenland.
Ein Gastbeitrag von Bianca Pauler über Urlaub vor der Haustür
Das Ziel: Der Campingplatz in Langlau am Kleinen Brombachsee.
Der Grund: Unsere kleine Maus (8 Monate) sorgt bei Papa für Elternzeit und zeitgleich haben wir einen alten Wohnwagen erstanden, den wir unbedingt auf Praxistauglichkeit testen wollen. Was passt da besser, als in der Nähe zu bleiben und bei Bedarf ins vertraute Heim zu fahren?
So sitzen wir also – übrigens so vollgepackt wie für jeden anderen Urlaub – im Auto und fahren 17 Kilometer nach Langlau. Die Aufregung der 4-Jährigen: genauso wie bei 800 Kilometern gen Süden. Bei Kinderlied Nummer drei und einem fachmännischen Blick aus dem Fenster kommt die Frage, ob das schon Italien sei und bei Lied Nummer vier, wann wir endlich da seien. Die Überraschung ist riesig, als wir bei Lied 5 angekommen sind.
Das Urlaubsgefühl kommt mit Passieren der Zufahrtsschranke
Auch wir sind verwundert, dass wir mit Passieren der Zufahrtschranke und dem ersten Grillduft fast vergessen, dass wir nur 17 Kilometer gefahren sind. Einzig die fränkische Freundlichkeit der Mitarbeiter „Kenn mer net. Hammer net. Brauch mer net.“ erinnert uns noch an unsere geliebte Heimat. Doch auch das ist schnell vergessen, als wir beim Kampf mit dem Vorzelt schwäbische Ratschläge bekommen.
Und damit sind wir mittendrin im Camper-Alltag. Vergessen sind To-Do-Listen, die liegengebliebene Steuererklärung, die zu erledigende Rückrufe. Aus dem allmorgendliche Aufsteh-Kampf wird ein sanftes Wecken durch Vogelgezwitscher und lecker Brötchen-Croissant-Nutella-Wurst-Frühstück mit ausgiebigem Kuscheln und extra langen Guten-Morgen-Aufwachgeschichten.
Aus dem abendlichen „Ich will noch nicht ins Bett“ werden lustige Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Runden mit Teelichtern im Vorzelt und Zähneputzabenteuer im Waschhaus. Aus „Mamaaaa mir ist langweilig“ werden „Guck mal, ein Käfer!“ – „Hörst du, da ruft ein echter Kuckuck?!“ – „Schau mal, was ich für einen tollen Stein gefunden hab!“
Die Zeit vergeht langsamer – gerade beim Camping
Und so vergessen wir alle, dass wir nicht hunderte Kilometer von Zuhause entfernt sind. Die Zeit vergeht irgendwie langsamer, wir entschleunigen, nehmen mehr den Rhythmus der Natur an und die ganze Kiste voll Spielsachen steht bis auf das Mensch-Ärger-Dich-Nicht unberührt in der Ecke.
Das Allerbeste an diesem Urlaub ist aber: Wir müssen keine Sehenswürdigkeitenliste abarbeiten. Wir müssen uns keine Vorwürfe machen, dass wir nichts von der Umgebung mitbekommen. Wir können einfach dasitzen, die Zeit vergehen lassen. Die Mädels können stundenlang auf der Schaukel sitzen, noch gefühlt 200 Mal rutschen, nochmal die gleiche Strecke am See mit dem Rad fahren, weil das Wasser so schön glitzert und dann nochmal und nochmal und nochmal und alles wieder von vorne.
Deshalb unser Urteil: Urlaub daheim ist eine tolle Erfahrung und absolut empfehlenswert – vor allem, wenn man in so einer tollen Urlaubsregion lebt.
Ticks und Tipps für Camping im Fränkischen Seenland
War echt hilfreich:
- Leiter-/Bollerwagen: egal ob für die abendliche Fahrt zum Waschhaus, zum Brötchen holen, Müll wegbringen, zum Picknick am Strand oder zum Geschirr spülen
- Fahrräder: die Lage am See ist wie gemacht für Radtouren, auch für kleine Anfänger
- Wasserkanister: viele Campingplätze haben keinen direkten Wasseranschluss
- Gummistiefel und Matschhose: egal wie die Prognosen sind, irgendwann regnet es bestimmt
Hätten wir uns sparen können:
- Spielkiste: die Natur hat so viel zu bieten
- zu viel Wechselkleidung: es gibt ausreichend Waschmaschinen und Trockner
Campingplatz top:
- Pizzaria und kleiner Laden direkt am Platz: erleichtern die Versorgung und spontan Pizza/Eis/Nudeln essen ist immer gut
- Spielzimmer für die Kleinen: bei schlechtem Wetter vor allem für Krabbelkinder super
Campingplatz flop:
- Freundlichkeit des Personals: ja, die fränkische Freundlichkeit ist schon was besonderes, aber ein bisschen mehr Lust am Arbeiten wäre schön
- Dauercamper: viele Plätze sind mit Dauercampern belegt, das sorgt vor allem in beliebten Reisezeiten für Frust bei Spontan-Campern
SeeCamping Langlau
Das Seecamping Langlau bietet auf zwölf Hektar einen wunderschönen naturbelassenen Platz mit viel altem Baumbestand und insgesamt 425 parzellierte Stellplätze für Wohnwägen und Wohnmobile. Diese sind meist mit Hecken getrennt und bieten mit einer Größe zwischen 90 und 100 Quadratmetern ausreichend Platz für einen entspannten Urlaub. Auch Zeltfreunde sind auf dem Campingplatz willkommen. Auf zwei großen Wiesen direkt am Ufer des Kleinen Brombachsees können sich die Camper richtig ausbreiten. Zudem ist der gesamte Platz barrierefrei angelegt und somit für Rollstuhlfahrer aber auch Kinderwägen bestens geeignet. Auch der Deutsche Tourismusverband ist von dem Campingplatz begeistert. Mit der Vier-Sterne-Auszeichung wird Seecamping Langlau damit eine erstklassige Qualität und Ausstattung bescheinigt. Weiterhin ist der Platz Mitglied bei ECO-Camping, da unter anderem auf eine artgerechte Bepflanzung und die Nutzung erneuerbarer Energien viel Wert gelegt wird.
Ein schönes Angebot ist auch der kleine Marktplatz des Campingplatzes. Dort bieten regionale Betriebe im Wechsel ihre Produkte an. Je nach Tagesangebot gibt es geräucherten Fisch aus den Bächen des Seelands, Honig aus den Wäldern der Region oder Öle und Spirituosen. Für den täglichen Bedarf sorgt ein kleiner Laden direkt am Eingang. Hier findet sich auch eine kleiner Biergarten mit frischer Pizza, feinen Nudeln und immer wieder leckeren Tagesangeboten sowie süffigen heimischen Bieren.
Info: www.seecamping-langlau.de
Eine komplette Übersicht aller Campingplätze gibt es auf der Internetseite des Tourismusverbands Fränkisches Seenland oder in der Campingbroschüre.
Über die Autorin
Eigentlich ist unsere Autorin Bianca Pauler freie Journalistin und Medienberaterin. Seit ein paar Jahren ist sie allerdings hauptberuflich mit ihren zwei kleinen Wirbelwinden beschäftigt und testet alles, was Kinder glücklich und müde macht – am liebsten vor der eigenen Haustür.