„Maislabyrinth, Oldtimertreffen, Heimatverein, Mühlenweg, Echt Brombachseer…“ Hinter all dem stecken nicht nur beliebte Tourismusangebote der Region, sondern auch Absbergs Altbürgermeister Fritz Walter. Er hat die Entstehung des Fränkischen Seenlandes damals nicht nur live miterlebt, sondern auch selbst einen Teil seiner Felder für den Bau des Sees verkauft. Ich besuche ihn in seinem Haus keine 200 Meter vom See entfernt und während unseres Gesprächs erfahre ich nicht nur viele Einsichten in seine persönliche „Seebau-Geschichte“, sondern auch das ein oder andere amüsante Detail.
Zur Person:
Fritz Walter ist ehemaliger Bürgermeister von Absberg, war vorher jahrelang im Gemeinderat tätig und auch in vielen weiteren Ämtern aktiv, wie zum Beispiel als Verbandsrat des Zweckverbands Brombachsee. 1980 hat er den Heimat- und Fremdenverkehrsverein Absberg mitbegründet und ist seither 1. Vorsitzender. Heute betreibt er zusammen mit seiner Familie das Ferienhaus „Helga“ direkt am Igelsbachsee und ist leidenschaftlicher Organisator vom überregional bekanntem Oldtimertreffen. Da ihm seine Region sehr am Herzen liegt kümmert er sich auch noch um die Vermarktung der „Echt Brombachseer“-Produkte und ist dort Vorsitzender.
Aller Anfang war unglaubwürdig
Schon 1966 begann in der Absberger Gegend die Gerüchteküche zu brodeln und als es hieß, dass dort mal ein Tourismusgebiet entstehen soll, hat das erstmal keiner so richtig geglaubt. „Bei den Müllern sagte jemand, hier soll mal ein See gebaut werden und auch die Hopfengärten sollen da drunter fallen.“, berichtet Fritz Walter. Der Altbürgermeister hat früher Felder mit 6.000 Hopfenstöcken bewirtschaftet und war damit damals sogar einer der größeren Hopfenbauern in der Gegend.
Als dann der damalige Ministerpräsident Alfons Goppel nach Absberg kam und dort feierlich empfangen wurde, schaute man sich gemeinsam die Fläche an, welche einmal mit Wasser bedeckt sein soll. „Da waren dann lauter große Luftballons drüben im Wald gehangen und Herr Goppel hat gesagt, so weit rum soll mal der See kommen.“, erzählt Fritz Walter. Doch trotz des hohen Besuches konnte sich immer noch keiner so richtig vorstellen, dass der Seebau wirklich jemals realisiert wird. „Aber nach ein paar Jahren sind die Planungen gelaufen und man hat gehört das der Erste verkauft haben soll.“, so der 76-Jährige.
Reif für Veränderung
Dem Bau des Sees steht Fritz Walter auch heute noch sehr positiv gegenüber. Genau wie auch schon Horst Schwarz über die Altmühlseer Gegend berichtet hatte, gab es auch im Absberger Land kaum öffentliche Stimmen gegen den Seebau. „Es war einfach die Zeit.“ meint der Altbürgermeister. „Die Landwirtschaft ging eh schon zurück, die Jungen wollten die Betriebe nicht mehr übernehmen und neue Investitionen, wie zum Beispiel teure Pflückmaschinen für den Hopfen, wollte man sich nicht mehr anschaffen.“ Auch unabhängig vom See hätte er damals seine Hopfenfelder verkauft.
„Es gab natürlich trotzdem auch kleinere Widerstände“, betont Fritz Walter. „Die einen waren dafür, die anderen dagegen, wie halt immer. Ein jeder hat ein bisschen gschimpft.“ Denn für viele hat der Verkauf ihrer Grundstücke und Felder natürlich trotzdem eine große Veränderung und Umstellung bedeutet und es sind auch bei einigen ein paar Tränen geflossen.
Neuanfang – nur wie?
Dies war dann für ihn die Zeit sich Unterstützung mit ins Boot zu holen. Vom Freistaat Bayern wurden damals zwei Seenberatungsstellen eingerichtet, eine für die Vereine und Behörden, und eine für die Betroffenen. „Das war gut“ bestätigt der Altbürgermeister „da ist man net so in der Luft gehangen, das man einfach nur Geld fürs Feld bekommt und dann net weiß was man anstellen soll. Nach 2 Jahren wär man sonst nämlich steuerpflichtig geworden.“ Nach mehreren Gesprächen und verschiedenen Infofahrten zu bereits bestehenden Tourismusregionen, wurde beschlossen im alten Hopfenhaus Ferienwohnungen anzubieten. „Und so hat man das Geld sinnvoll investiert. Ich kenn jetzt keinen der alles für eine Kreuzfahrt ausgegeben hat.“, meint er. Zusammen mit seiner Frau Helga, welche er 1982 heiratete, betreiben sie seither das Ferienhaus „Helga“ am Fuße von Absberg.
Fritz Walter erinnert sich noch gut an die Zeit als der Igelsbachsee fertiggestellt wurde. „Da waren dann lauter Segler und Surfer unten am See, weil sie sich gefreut haben das es endlich eine größere Wasserfläche gab. Leider gibt es an dieser Stelle bis heute keinen Wind und die waren dann alle nur auf dem Wasser herumgestanden.“ Beim Thema Igelsbachsee frage ich ihn gleich ob dort denn auch sein Lieblingsplatz sei, worauf er mir tatsächlich gesteht das er gar nicht so gern direkt am Ufer ist, da er niemals richtig schwimmen gelernt hat. Fritz Walter ohne Seepferdchen, das hatte ich nun nicht erwartet.
Vergleich Damals zu Heute
Da nun schon langsam die Stechmücken auf der Terrasse vorm Haus kreisen, stelle ich Fritz Walter noch die letzte Frage, welche Veränderung im Tourismus es denn in seinen Augen von Damals zu Heute gegeben hat. „Eine besonders auffällige Veränderung zu Heute ist“, sagt er „dass die Urlauber damals im Durchschnitt zwei bis drei Wochen am Stück geblieben sind. Die sind gekommen und haben gleich für nächstes Jahr wieder gebucht. Das gibt es heute nicht mehr.“ Außerdem seien in den regelmäßigen Versammlungen um 1980 rum noch ganz andere Themen behandelt worden. „Früher wurde noch diskutiert was man denn nun mit einem Paar machen soll das nicht verheiratet ist.“, erzählt Fritz Walter lachend. „Ja was macht na ihr? – Ja wir schauen da nicht so hin.“ Unvorstellbar für mich als Kind der 90er 🙂
Spaß in den Gängen
Dass die Familie Walter nun schon alte Hasen im Tourismusgeschäft sind, erleben wir gleich am nächsten Tag. Ich besuche mit meinem Sohn „Walters Maislabyrinth“ am Ortseingang zu Absberg. Es ist viel los und die Tochter von Fritz Walter bestätigt mir: „Selbst bei großer Hitze laufen die Leute hier begeistert durch die vielen Gänge.“
Die Stationen zum diesjährigen Thema „Pippi Langstrumpf“ sind liebevoll gestaltet und man merkt, dass hier viel Wert auf ein kinderfreundliches Erlebnis gelegt wird. Dieses Jahr gibt es sogar – Corona sei dank – nicht nur ein einzelnes großes Labyrinth, sondern vier separate Kleine. Nach eineinhalb Stunden Mais durchforsten schmeißen wir stolz unseren vollständig ausgefüllten Quiz-Fragebogen in die Lostrommel und steigen keine Minute zu früh ins Auto. Ein herrlicher Sommerregen prasselt plötzlich auf uns und den angrenzenden Igelsbachsee nieder, es duftet nach unbeschwerten Kindheitstagen und in diesem Moment bin ich mir sicher: Gäbe es das Fränkische Seenland nicht, wären meine Familie und ich nie in diese wundervolle Gegend gezogen. Was für ein Glück.