Ok, ich gebe es ja zu, ich bin da vielleicht etwas naiv an die Sache rangegangen… Ich hatte mir vorher schon bildlich das Titelbild zu diesem Artikel vorgestellt: Ich, am Ufer des Sees, stolz mit einem riesigen Fisch in den Armen. Dann natürlich auch die passende Bildstrecke – ist klar! Wagemutig im Kanu, den Kescher schwingend, um dann mit vereinten Kräften einen gigantischen Raubfisch aus dem Wasser zu ziehen.
Wirklich passiert ist davon – nichts! Doch von Frust und Enttäuschung keine Spur. Im Gegenteil: Dieser Morgen am See hat sich mehr als gelohnt!
Mit dem Kanu zur Tiefenentspannung
Ich selbst besitze keinen Fischereischein. Mein Papa aber ist leidenschaftlicher Angler und schon lange steht bei mir ein Angelausflug mit ihm oben auf meiner To-do Liste. Da das Familienkanu auch schon seit Kindheitstagen nicht mehr zum Einsatz kam war klar, eine morgendliche Fahrt auf dem Igelsbachsee ist unser Ziel. Wir treffen uns also um 6 Uhr morgens am Wanderparkplatz, am Ortseingang von Absberg und mit einem Blick auf die jeweilige Ausstattung ist die Prioritätenausrichtung gleich klar:
Mein Vater: verschiedene Angelrouten, Köder, dicke Fließjacke und wasserdichter Seesack.
Mein Equipment: Sonnenhut, To-Go Becher und Kamera.
Nachdem wir das Kanu ins Wasser gelassen haben, kann ich es endlich hören. Stille. Absolute Ruhe. Meine Aufregung legt sich und ich merke, je weiter wir auf den See hinauspaddeln, desto entspannter werde ich. Wir sind noch das einzige Boot weit und breit und während mein Papa den ersten Köder an die Angel bindet beobachte ich die Nebelschwaden, die geheimnisvoll über die Wasseroberfläche ziehen.
Angelschein ganz einfach
online kaufen
Wo man sich im Fränkischen Seenland überall einen Angelschein besorgen kann, findet man in der Broschüre „Angeln im Fränkischen Seenland“ übersichtlich aufgelistet.
Seit kurzem gibt es jedoch auch die Online Plattform www.hejfish.com um sich für sämtliche Gewässer eine Erlaubnis zu holen. Ich habe das Ganze einmal für meinen Vater ausprobiert und das Prinzip ist wirklich super einfach und schnell. Mittlerweile sind dort über 1000 Gewässer online, aus Deutschland, Österreich und sogar Holland. Zur einmaligen Registrierung lädt man einfach ein Bild von Vorder- und Rückseite seines Fischereischeines hoch und nach nur knapp 20 Minuten Wartezeit wurde dieser von der Plattform bestätigt und wir konnten uns für den nächsten Tag unsere Angelerlaubnis ausdrucken. Einfach auf dem Smartphone mitnehmen geht natürlich auch.
Der Tageserlaubnisschein bei den großen Seen liegt bei 14,50€.
Tipps vom Profi
Im Fränkischen Seenland gibt es zahlreiche Gewässer zum Angeln. Neben den sieben großen Seen kann man sein Glück auch an vielen Weihern, dem Main-Donau-Kanal, der Altmühl oder der fränkischen Rezat versuchen.
Einer, der diese Gewässer wie seine eigene Westentasche kennt, ist André Macher. Er ist Angelguide. Also jemand der einem die Tipps und Tricks im Angelhandwerk zeigt. Bei mir müsste er also bei Null anfangen. Und wenn man André’s Instagram Seite einmal durchscrolled, muss an der ganzen Sache tatsächlich etwas dran sein, denn dort sieht man ihn mit vielen riesigen Fischen, welche er hier bei uns aus den Fränkischen Gewässern gezogen hat.
Bei dir kann man verschiedene Angel-Workshops besuchen. An wen richtet sich denn genau dein Angebot? Ist das eher schon für Fortgeschrittene Angler oder kann man da auch als Angelneuling mitmachen?
„Meine Angebote richten sich von jung bis alt, Anfänger bis Profi. Allerdings ist es in Bayern Pflicht einen gültigen Fischereischein zu besitzen. Kinder bis 10 Jahre dürfen in Begleitung eines Fischereischeininhabers mitangeln. Ich finde es immer toll, wenn Väter mit ihren Kindern in meinem Boot sitzen und völlig begeistert sind vom Angeln.“
Im Fränkischen Seeland gibt es ja viele Gewässer zum Angeln. Hast du einen persönlichen Lieblingssee? Oder sogar einen Lieblingsplatz wo du besonders gerne fischt?
„Unsere Seen sind so vielfältig und wundervoll, so dass es mir schwer fällt einen besonderen Platz oder See zu nennen. Klar haben wir Angler besondere Stellen, aber die geben wir nur selten preis ;-)!„
Was würdest du einem Urlauber empfehlen, um hier am Brombachsee ein schnelles Erfolgserlebnis zu haben?
„Natürlich ein Guiding bei mir ;-)! Oder ein Besuch in einem der ortsnahen Angelläden – Ingo´s Angelbucht in Merkendorf, Endner’s Angelwelt in Roth oder Breitis Anglertreff in Unterwurmbach.“
Irgendwann kommt er ja auch mal auf den Tisch: Hast du einen Tipp wo man besonders leckere Fischgerichte serviert bekommt?
„Leider nein, mir ist kein Fischlokal bekannt. Das kann daran liegen, dass ich meistens selbstgefangenen Fisch verzehre. Ich denke aber, jedes fränkische Lokal hat den berühmten fränkischen Karpfen auf der Speißekarte stehen.“
(Spoiler-Alarm: Da mein Papa und ich keinen Fisch gefangen haben, blieb uns nur die Restaurant-Variante: Dazu weiter unten mehr!)
Good to know
- Barrierefreies Angeln ist am Igelsbachsee in der Nähe des Wanderparkplatzes möglich.
- Es gibt einen Fränkischen-Karpfenradweg. Man kann wählen zwischen der Ost- oder Westroute von Dinkelsbühl nach Dietenhofen. Beide Varianten führen durch idyllische Teichlandschaften.
- In Haundorf erfährt man am Teichlehrpfad Haundorf vieles über die Karpfenzucht.
Kommt es auf die Technik an?
Gut, ich hatte jetzt nicht wirklich vor irgendwelche Angeltechniken und -taktiken zu verstehen, aber eins ist mir im Kanu schnell klar: Angeln ist eine Wissenschaft für sich. Wir probieren verschiedene Ködervarianten aus. Vom klassischen Regenwurm bis hin zur fertigen Futtermischung, die man zu einer Kugel matscht und in eine Spirale hängt. Und spätestens beim Wurm merke ich, dass diese Sportart vielleicht doch nicht so ganz meins ist…
Familienunternehmen in der Angelbranche
Was das Thema Equipment betrifft ist „Endner’s Angelwelt“ in Roth ein alter Hase im Angelbusiness. Das Geschäft feierte letztes Jahr 25-jähriges Jubiläum und man bekommt dort von Bekleidung bis Köder alles was man für sein Angelabenteuer braucht. Frau Endner gibt mir einen kleinen Einblick in die Welt des Fischens:
Ihren Angelladen gibt es schon seit vielen Jahren, was hat sich seitdem in der Angelwelt getan? Gibt es von damals zu heute einen Unterschied wie die Leute ans Fischen herangehen?
„Ja, das Angeln hat sich doch ziemlich verändert. Frühers denke ich, war es nur um Essen zu angeln, jetzt ist es ein vielseitiges Hobby geworden.“
Zu ihnen kommen wahrscheinlich die unterschiedlichsten Leute. Einheimische, Urlauber… Gibt es eine Tendenz wohin es die meisten zum Angeln zieht?
„Viele Angler gehen an die Vereinsgewässer. Allerdings haben wir ja sehr viele Urlauber und auch Wochenendbesucher, die sehr gerne bei uns angeln und die gehen dann an Gewässer, für die man Tageskarten bekommen kann. Beliebt sind die Fränkischen Seen bei Einheimischen und Urlaubern gerade in der jetzigen Herbstzeit. Da man im Moment auf Raubfische angeln darf.“
Wäre ich für einen Tag im Fränkischen Seenland zu Besuch, hätten Sie einen Geheimtipp für mich, wo ich am besten Angeln könnte?
„Es kommt immer auf das Wetter an, wie weit man bereit ist, ans Wasser zu laufen und was man fangen möchte. Deswegen beraten wir unsere Kunden gerne ganz individuell.“
Ab auf den Teller
Heuer fällt leider auch das beliebte Fischerfest in Wald am Altmühlsee aus. Bereits zum achten Mal hätte man sich dort durch die Gewässer des Fränkischen Seenlandes schlemmen können. Auf meinen traditionellen Karpfen mit Kartoffelsalat will ich dieses Jahr aber trotzdem nicht verzichten.
Da wir selbst kein Anglerglück hatten, besuchen wir Familie Beck vom Fischhaus Wiesethgrund in Bechhofen. Dort wird schon seit Jahrzehnten eigene Land- und Teichwirtschaft betrieben, d. h. der Fisch kommt quasi vom Weiher hinterm Haus direkt auf meinen Teller. Ein Träumchen. Ich bin glücklich mit meinem Karpfen und gebe nichts ab. Vor allem keine Schwanzflosse! Der Rest der Familie greift eh lieber zu Schnitzel mit Pommes (übrigens ebenso aus eigener Schlachtung und auch die Kartoffeln sind vom Acker nebenan). Unbedingt reservieren, am Wochenende ist es dort voll!
Petri Heil!
Aber was ist jetzt eigentlich der Reiz des Angels? Die Fangquote? Die Einsamkeit? Der Sport? Ich denke, das muss jeder für sich selbst herausfinden. Mein Papa und ich waren weit davon entfernt wirklich „Sport“ zu treiben. Andere dagegen sahen sehr beschäftigt aus in ihren Booten.
Was ist Angeln für dich?
André Macher: „Angeln ist für mich Leidenschaft! Das beste Hobby um die Natur hautnah zu erleben! Ich schätze Angeln enorm, wegen der facettenreichen Ausübung. Technisch mit einem Boot, laufend am Ufer entlang oder sitzend, kann man mit einer Vielzahl an Techniken auf den großen Fang hoffen. Dazu kommt eine emotionale Achterbahn und eine mental stärkende Wirkung.“
Endner’s Angelladen: „Es gibt viele Möglichkeiten zum Angeln. Man kann Ansitzangeln (da sitzt man und wartet, bis der Fisch beißt) oder Spinangeln oder Fliegenfischen (da ist man mit der Rute am Laufen) oder Bootsangeln (da sitzt oder steht man im Boot und hat entweder die Rute in der Hand oder im Bootsrutenhalter). Egal wie und was geangelt wird, man sollte sich die Zeit nehmen um die Natur zu geniessen und dabei entspannen.“
Mein Vater: „Am Wasser kann ich abschalten, die Sorgen vergessen und einfach mal die Seele baumeln lassen. Wenn dann noch die Pose abtaucht und man anschlägt, steigt der Puls rasant an. Das ist schon ein schönes Gefühl. Und wenn ich auch mal kein Erfolgserlebnis habe, (denn oft gehe ich auch ohne Fang wieder heim) macht mir das nichts aus.“
Das Prinzip Sportfischen werde ich wohl nie verstehen. Warum man sich aber noch vor Sonnenaufgang aus dem Bett quält, um sich für Stunden an ein Gewässer zu setzen und „Nichts-zu-tun“, dass scheint für mich immer attraktiver. Statt einer Angelroute, halte ich dann eben einfach ein Bamberger und ’ne Tasse Kaffee. Und schöne Plätze gibt es dafür bei uns im Fränkischen Seenland wirklich genügend.