Der Sommer will dieses Jahr nicht aufhören. Nicht mal eine kleine Pause machen. Eine Pause, in der man mal was anderes als eine nasse Erfrischung am See oder Freibad suchen will. Also nicht das wir jammern wollen… Endless Summer und so – ist schon alles großartig. Aber manchmal puhhh. Jetzt haben wir immerhin mal einen Tag mit knapp unter 30 Grad Celsius erwischt und können endlich einen lang vorgenommenen Ausflug auf den Müßighof nach Absberg machen. Es hat sich gelohnt.
Der Müßighof direkt am Kleinen Brombachsee ist ein wundervoller Ort. Es ist eine Mischung aus Erlebnisbauernhof, leckerem Bistro, Hofladen und einem Bauernhofmuseum. Ach ja, einen Spielplatz gibt es auch noch. Und das Beste und ganz Besondere daran: Es ist ein Ort im Fränkischen Seenland, an dem der Inklusionsgedanke im Mittelpunkt steht.
Menschen mit Behinderung im Mittelpunkt
Der Müßighof gehört bereits seit über 100 Jahren zum regionalen Zentrum von Regens Wagner Absberg. Auf dem weitläufigen Anwesen mit Stall- und Wirtschaftsgebäuden, Gewächshäusern und Wohneinheiten stehen die Menschen mit Behinderung im Mittelpunkt. Regens Wagner „fördert, begleitet, betreut und pflegt, bietet individuelle Arbeitschancen und auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnittene Wohnformen“. So heißt es offiziell.
In der Praxis sieht es auf dem Müßighof dann so aus, dass sich Menschen mit und ohne Behinderung um die Gäste kümmern, lecker Essen zubereiten, sich um die Tiere kümmern oder in eigenen Werkstätten arbeiten – um nur einige Beispiele zu nennen. So fühlt man sich beim Besuch des Müßigshofs oft, als ob man Freunde auf einem alten Hof besucht. Es wird gegrüßt, mal ein Päuschchen gehalten, erklärt, gelacht. Alles ganz ungezwungen, ganz natürlich.
Vor 11 Jahren erweiterte Regens Wagner den Müßighof um das Bistro und öffnete sich damit nochmals mehr der Öffentlichkeit. Wir sind bei unserem Besuch begeistert von der gelebten Inklusion aber auch der gelebten Liebe zur Natur.
Bulldog, Esel und Alpakas
Schräg gegenüber der Badehalbinsel Absberg ist der Müßighof schon weithin erkennbar und ausgeschildert. Egal, ob man mit dem Auto oder per Fahrrad kommt, es sind genügend kostenlose Parkmöglichkeiten vorhanden und natürlich ist alles (bis auf das Bauernhofmuseum) barrierefrei.
Auch wenn unsere zwei Mädels gleich nach der Ankunft nach einem Eis rufen (das kommt übrigens ganz regional und extrem lecker vom Werzingerhof in Wernfels) gehen wir erst mal an der Bistroterrasse vorbei. Gleich dahinter kommt ein kleiner Spielplatz mit Holztraktor, Wipptieren und verschiedenen Seilzügen – unsere erste Station.
Doch die Aufmerksamkeit bleibt nicht lange am Bulldog. Plötzlich ertönt ein ziemlich lautes „i-ah! i-ah! i-ah!“. Und zack, der Spielplatz ist vergessen. Die Mädels haben die Esel entdeckt.
Tiere streicheln und Eseltherapie
Auch das ist wunderbar am Müßighof. Immer wieder sind Gehege mit Tieren eingebettet. Ob Esel, Pferde, Alpakas oder das Hühnergehege inkl. dem Öko Chicken Camper direkt am Weiher entlang. Zudem gibt es ein Kleintiergehege und Rinderstallungen mit rund 130 Rindern. Wir haben uns in die Esel verliebt. Mein Liebling ist Ronja, die Mädels bleiben bei Leila und Pedro hängen.
Ein Schaukasten informiert über die Namen und auch die Asinotherapie, also eine Therapie mit Eseln. Auch Eseltrekkings für Kinder werden zu bestimmten Terminen angeboten. Das haben wir gleich mal auf unsere Freizeit-Wunsch-Liste gesetzt.
Wie bei Freunden auf dem Bauernhof
Weiter geht es an den Eselställen vorbei in den hinteren Bereich des Müßighofs. Hier müsst ihr unbedingt in das Bauernhofmuseum reinschauen. Was von außen etwas unscheinbar wirkt, ist von innen echt eine tolle Zeitreise zurück ins Leben der Bauernfamilien der letzten Jahrhunderte.
Doch bevor wir Treppen zum Museum hochgehen, erwartet uns hinter dem grünen Scheunentor eine echte Überraschung. Hier stehen lauter Spielsachen, die man aus eigenen Kindheitstagen kennt. Es fühlt sich an, wie die Bustür des alten Spielmobils zu öffnen, der früher immer auf Sommerfesten unterwegs war. Wisst ihr was ich meine oder bin ich die Einzige, die sowas noch kennt?
Egal, auf jeden Fall ist jetzt erst mal ausprobieren von diesen Sommerski-Holzbrettern, diversen Hüpfbällen, Pedalo Tretern und Hockeyschlägern angesagt. Unsere Kleine fährt mit dem Tretbulldog über den Hof zu dem Alpakagehege – gefühlt 500 mal. Hin und zurück. Hin und zurück. Wir fühlen uns schon wieder so, als wären wir bei Freunden auf nem Bauernhof zu Besuch. Großartig.
Das Bauernhofmuseum – eine wundervolle Zeitreise
Nachdem irgendwann keiner mehr Puste hat, können wir doch endlich ins Bauernhofmuseum. Allein der Geruch beim Hochgehen in den alten Stadel versetzt einen in eine andere Zeit. Über zwei Stockwerke erstrecken sich alle möglichen Gerätschaften und Gegenstände, die man früher auf einem Hof für Arbeit und Alltag benötigt hat.
Dabei führen verschiedene Themengruppen durch die Arbeiten und Zyklen der Landwirtschaft: Bodenbearbeitung und Saat, Futterwirtschaft, Streuobst und Mosten, Flachs und Leinen, Waldbau und Holzhandwerk, Hackfruchtanbau und schlussendlich die Hauswirtschaft.
Für die Mädels am Interessantesten ist die zweite Hälfte des Rundgangs. Hier hat man sich die Mühe gemacht, einzelne Zimmer so einzurichten, wie früher gelebt wurde. Ein gedeckter Tisch, ein Wohnzimmer, die gute Stube, eine alten Werkstatt und das absolute Highlight: das Plumpsklo. Übrigens: Das Museum ist kostenlos – über eine kleine Spende wir sich jedoch gefreut.
Huuunger: Das Hof-Bistro
Nachdem wir wieder im Hier und Jetzt angekommen sind, wird der Ruf nach Essen immer lauter. Also ab ins Bistro. Und auch hier werden wir wieder positiv überrascht. Es gibt immer eine Wochenkarte mit einem super frischen und leckeren Tagesgericht. In unserem Fall: Paprika-Lachs-Quiche mit buntem Salat. Die Mädels nehmen Wienerle, der Mann Weißwürste.
Zur Auswahl stehen aber auch Burger und verschiedene Salatteller. Außerdem liest sich dir Frühstückskarte hervorragend und die selbstgebackenen Kuchen in der Auslage sind die Wucht.
Zum Abschluss: Ab in den Hofladen
Allerdings schaffen wir davon erst mal nichts mehr. Wir sind platt, die Mädels müde und es hat doch wieder über 30 Grad Celsius. Doch bevor wir noch einen erfrischenden Abstecher an den gegenüberliegenden Kleinen Brombachsee machen, muss ich unbedingt noch im Hofladen vorbei schauen.
Und auch hier lohnt sich der Besuch. Regionales, teils selbst angebautes Obst/Gemüse wird neben vielen leckeren Öko-Produkten angeboten. Zudem verkauft Regens Wagner hier viele Dinge, die sie in den eigenen Werkstätten fertigen. Außergewöhnliche Geschenkideen sind also inklusive und auch Vegetarier/ Veganer kommen hier auf ihre Kosten.
Unser Tipp: Unbedingt besuchen
Wir können nur jedem empfehlen, mal auf dem Müßighof vorbeizuschauen. Es ist ein toller Ort, mit historischen Wurzeln, super Lage und vielen spannenden Begegnungen – denn hier wird Inklusion nicht nur auf dem Schild angepriesen. Hier wird sie gelebt.
Weitere Informationen, Öffnungszeiten, aktuelle Speisepläne und genaue Daten zu geführten Unternehmungen (zum Beispiel dem Eseltrekking) findet ihr direkt auf der Homepage vom Müßighof.