Wasser, Hopfen, Malz und Hefe. Mehr kommt nicht rein ins Bier, niemals nie. Das regelt das Reinheitsgebot seit 1516. Aber wie können aus diesen vier Zutaten so viele verschiedene Biersorten und Geschmacksrichtungen entstehen? Bier herstellen ist eine wahre Kunst – und beim Bierbraukurs im Pleinfelder Sonnenhof bekommt man zumindest eine leise Ahnung davon, was im Braukessel alles möglich ist.
Wer Bier brauen will, darf kein Langschläfer sein. Schon kurz nach acht Uhr morgens treffe ich zum kleinen Braukurs im Pleinfelder Sonnenhof ein, und auch eine Männer-Gruppe aus der Nähe von Ingolstadt ist früh aufgestanden, um in die Geheimnisse des Bierbrauens eingeweiht zu werden. Voller Tatendrang, Wissensdurst und richtigem Durst erwarten wir unsere Braumeisterin – ja, es ist erfreulicherweise eine Meisterin! – Heike Engerling. Wenigstens das Problem mit dem Durst kann schnell gelöst werden, indem jeder Teilnehmer erst mal einen Schluck dunkles Bier aus dieser kleinsten Öko-Brauerei der Welt kosten darf. Schließlich muss man ja wissen, dass sich die nun kommende Arbeit lohnen wird!
Bevor jedoch die vielen Kessel und Gerätschaften in Betrieb genommen werden, gibt es eine kleine Theoriestunde. Ohne Theorie gibt es nämlich kein Rezept, und ohne Rezept gibt es kein Bier. Und es ist wirklich unfassbar, wie viel man mit den wenigen Zutaten Hopfen, Malz, Wasser und Hefe variieren kann.
Malz sorgt für Geschmack und Farbe
Als erste schleppen meine „Mitschüler“ die schweren Säcke mit den verschiedenen Malzsorten herein. Braumeisterin Heike Engerling erklärt, dass Malz dann entsteht, wenn Getreide anfängt zu keimen. Nach ein paar Tagen wird der Keimvorgang gestoppt und das Malz wird gedarrt, also getrocknet. Für die Bierherstellung kann man nahezu jede Getreidesorte nehmen: Gerste, Roggen, Weizen und sogar Mais (das mexikanische Corona zum Beispiel ist ein Maisbier).
„Probiert mal“, fordert uns Heike auf und hält uns den geöffneten Sack Gerstenmalz hin. Skeptisch schauen wir hinein, jeder nimmt ein paar Körnchen und probiert. Und wir stellen fest: Das ist lecker! Knusprig und mit leichten Röstaromen – das könnte man glatt vor dem Fernseher knabbern.
Die Malzsorte bestimmt Farbe, Art und Geschmack des Bieres. Ein Weißbier zum Beispiel beinhaltet mehr als 50 Prozent Weizenmalz, für dunkle Biere wird besonders intensiv geröstetes, sogenanntes Münchner Malz verwendet. Klassisch wird in Deutschland zum Bierbrauen aber das „Pilsener“ Gerstenmalz verwendet. Die Männergruppe entscheidet sich für „a schönes Blondes“ und legt gemeinsam mit der Braumeisterin das Rezept fest. Und dann geht’s endlich los: Wir müssen das Malz abwiegen und Schroten, die richtige Menge Wasser in den Kessel laufen lassen und dieses dann zum „Einmaischen“ mit dem geschroteten Malz erhitzen.
Das erste Bier der Welt war ein Versehen
„Das erste Bier der Welt war übrigens ein Versehen“, erklärt die Braumeisterin zwischendurch. Auf dem Afrikanischen Kontinent hatte jemand halbfertig gebackenes Brot draußen liegen lassen, es regnete, es begann zu gären – und der Urgroßvater des Bieres war geboren. Unsere Maische wird derweil etwa auf 62 Grad, dann auf 72 Grad erhitzt. Das sind die beiden sogenannten Zuckerrasten. Die Stärke aus dem Malz wird dabei in Zucker umgewandelt. Anschließend kommt die Maische in den Läuterbottich, wo das Flüssige vom Festen getrennt wird. Die Würze wird nun zusammen mit dem Hopfen gekocht und nach dem Abkühlen kommt endlich auch die Hefe dazu.
Mit nach Hause nehmen können wir unser „schönes Blondes“ aber leider noch nicht am Ende des Tages. Das Bier muss erst mal drei Tage im Gärbottich bleiben, anschließend wird es noch zum Nachgären gelagert. Filtriert wird es nicht mehr, es bleibt ein naturtrübes Bier. Nach drei Monaten können wir dann unsere selbstgebrauten 50 Liter Bier abholen und genießen. Prost!
„Der Kleine Braukurs“ im Hotel Sonnenhof in Pleinfeld kostet pro Person 52,00 Euro, ein Drei-Gänge-Menü ist inklusive. Wer das Bier mit nach Hause nehmen will, muss das aber nochmal extra bezahlen. Weitere Angebote im Sonnehof sind der einstündige „Bierschnupperkurs“ für 9.50 Euro und das „Kleine Bierseminar“ mit Verkostung und Brotzeit für 25,00 Euro.