Das kleine Dörfchen Stirn, auf einem Hügel oberhalb des Großen Brombachsees gelegen, ist bei Genießern kein unbekannter Ort. Das Landgasthaus zur Linde ist nämlich eine der ersten Adressen im Fränkischen Seenland, wenn es um kulinarische Qualität geht. Der Fallstaff Gastro-Guide, Gault & Millau, Slow Food und viele andere Genussbibeln empfehlen das schmucke Restaurant und machen Stirn so zu einer Pilgerstätte der regionalen Kochkunst.
„Die Linde“ und das Dörfchen Stirn haben sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm verändert. Aus dem bäuerlichen Ort auf dem Hügel wurde in den Neunziger Jahren – mit dem Bau des Großen Brombachsees – ein Feriendorf mit Seeblick. Und aus dem typisch fränkischen Wirtshaus wurde (nach einem großen Umbau und dem Generationenwechsel in der Wirtsfamilie Maurer) eine Anlaufstelle für Gourmets aus nah und fern.
Der Gault & Millau zeichnet „Die Linde“ mit 13 Punkten aus und ist voll des Lobes für Ambiente und Küche:
„Der schlichte Name des beliebten Gasthauses sollte genussaffine Touristen nicht zögern lassen, etwaige Skepsis weicht froher Hoffnung auf moderne fränkische Küche beim Blick in die Speisekarte, die erläutert, dass der Zwiebelrostbraten aus vorgereiftem Rinderrücken bereitet, die Hirschkalbskeule sous vide gegart und der Bachsaibling im Ganzen gebraten wird. Das wird in gänzlich unkomplizierter Manier einer bunten Gästeschar in gemütlichem, aufwendig holzvertäfeltem Ambiente und auf der netten Terrasse serviert. Die Küche bietet neben modern interpretierten fränkischen Klassikern auch einige kreative, international inspirierte Gerichte, allesamt engagiert zubereitet.“
Der Fallstaff-Gasthausguide verleiht der Linde 84 von 100 möglichen Punkten und lobt neben dem Ambiente die „kreative und gelungenen Rezepte mit Fisch, Wild und Gemüse aus der Region.“
Die Slow-Food-Initiative Deutschland listet in ihrem Genussführer nicht nur Restaurants mit schmackhaften Gerichten auf, sondern legt besonders Wert auf einen regionalen und nachhaltigen Bezug der verwendeten Lebensmittel. Hier erfährt man über den Landgasthof zur Linde:
„Die Auswahl der Gerichte lässt erkennen, dass hier Wert auf fränkische und saisonale Qualitätsprodukte im Wareneinsatz gelegt wird. Dennoch spiegeln die Rezepte auch Weltoffenheit und Kreativität wieder. Nicht allein die Kochkunst, auch die regionale Verantwortung zählt zu den Eckpfeilern der Küchenphilosophie.“
Woher die Lebensmittel stammen, erfahren wir als Gäste übrigens auch direkt auf der ersten Seite der Speisekarte: Der Fisch aus Holzingen und Altendettelsau, das Gemüse aus dem Nürnberger Knoblauchsland, das Fleisch vom Metzger aus dem benachbarten Pleinfeld und das Ritter-Bier kommt aus Nennslingen. Lediglich beim Wein bedient man sich auch aus Nachbar(bundes)ländern.
Vorspeisen-Tapas, Nachspeisen-Tapas, und dazwischen Perlhuhnbrust
Lasst uns speisen! Eröffnen wollte ich das Drei-Gänge-Menü mit den vielversprechend klingenden Vorspeisen-Tapas „Winter 2018“. Und dieser Winter beinhaltete Feldsalat mit Honig-Senf-Dressing & Bauernspeck, Entenfiletroulade auf Steckrübencreme & Kräutersaitling sowie eine Buttermilch-Pastinaken-Suppe mit Sesam-Grissini-Stangerl.
Schon die liebevolle Aufmachung der Gerichte lassen mein Genießerherz höher schlagen, bevor ich überhaupt den ersten Bissen probiert habe. Aber ich bin ja nicht in einem Museum, nur vom Anschauen werde ich nicht satt. Also genießen wir das Vorspeisen-Dreierlei und sind fast etwas traurig, dass es so schnell aufgeputzt ist. Alle drei Tapas haben auf ganzer Linie überzeugt, vor allem die Pastinaken-Buttermilch-Suppe hat mich begeistert. Bislang war ich nicht der große Pastinaken-Fan, aber von diesem Süppchen konnte ich gar nicht genug kriegen.
Beim Hauptgang hätte ich mich eigentlich – als bekennender Wild-Fan – über den Feinschmecker-Braten vom Reh hergemacht, doch der war leider aus. Nicht schlimm: Ich freue mich sogar, wenn in einem Restaurant bestimmte Gerichte ausgehen. Ein Zeichen dafür, dass die Zutaten frisch und daher nur in begrenzter Menge vorhanden sind. Also wurde es stattdessen die „Winter“-Perlhuhnbrust mit feiner Kräuterfüllung an Trüffeljüs auf Parmesan-Risotto und mit glasiertem Gemüse.
Ein rundum gelungener, trotz des Winter- und Wurzelgemüses fast schon sommerlich-leichter Hauptgang mit zartmilder Perlhuhnbrust und cremigem Risotto. Und noch dazu so herrlich bunt auf dem Teller! Absolut „Instagrammable“, wie man heutzutage so schön sagt – also fotogen.
Meine Schwester hat einmal die Theorie aufgestellt, dass Menschen einen separaten Magen für Nachspeisen haben. Denn ein Nachtisch geht irgendwie immer. Also haben wir uns noch die Nachspeisen-Tapas bringen lassen, die an diesem Tag eine Zusammenstellung waren aus Crème brûlée mit knusprig-karamellisierter Kruste, Apfelstrudel, und einer Art Nuss-Mousse, dessen genaue Bezeichnung mir leider entfallen ist… ich war eben damit beschäftigt, mit großen Augen das leckere Dreierlei zu inspizieren (und selbstverständlich auch in den Nachspeisen-Magen zu befördern).
Der zimtig-knusprige Apfelstrudel war übrigens noch einen Ticken leckerer als die anderen beiden Desserts, doch das ist natürlich Geschmacksache.
Fazit: Wohlfühlen und Wohl-Essen
Eines ist mir an der Linde besonders aufgefallen: Die Gaststube ist ein Ort zum Wohlfühlen. Das gemütliche Ambiente, die netten, bunt gemischten Gäste, der Service… die Familie Maurer hat es geschafft, trotz der Modernisierungen und Innovationen den Charakter eines Landgasthauses (im besten Sinne!) zu bewahren. Und so kann man sich in entspannter Atmosphäre ganz dem kulinarischen Genuss der fränkisch-weltoffenen Küche hingeben.
Landgasthaus zur Linde
Spalter Str. 2, Pleinfeld-Stirn
Tel. 09144 254, info@zur-linde-stirn.de
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag, 11.30 – 13.30 Uhr und 17.30 – 20.30 Uhr
Montag und Dienstag Ruhetag