Grandiose Ausblicke ins Fränkische Seenland, ein überraschendes Schlosserlebnis, eine außergewöhnliche Obstplantage und ein noch weitgehend unentdeckter Lieblingsplatz. Diese Wanderung ab Gnotzheim bietet all das – und ist erfreulicherweise nur knapp 7 Kilometer lang.
Los geht’s am Parkplatz der katholischen Pfarrkirche St.Michael. Das Ziel der Wanderung thront oben am Berg: Schloss Spielberg. Nicht erschrecken! Der Anstieg sieht wuchtiger aus, als er es tatsächlich ist. Wir quälen uns nicht entlang der Fahrstraße empor, sondern wir pirschen uns von hinten an die imposante Schlossanlage heran.
Direkt nach dem Sportgelände biegen wir nach rechts in einen befestigten Feldweg ab. Ab jetzt folgen wir der Markierung „Streuobst Erlebnis Landschaft“. Wer möchte, kann auf dieser Tour viel über Streuobst erfahren, über diese besondere und vor allem naturnahe Form des Obstanbaus. Einst war sie landschaftsprägend, dann wurde sie wegrationalisiert und genießt erst seit wenigen Jahren wieder Wertschätzung. Früher wuchsen auf fränkischen Wiesen die Äpfel in den Mund – heute werden sie tonnenweise vom anderen Ende der Welt eingeflogen.
Die Wanderung verläuft über den ersten Kilometer nahezu eben, dann steigt der Weg langsam an in Richtung Schlossberg. Durch einen herrlichen Mischwald (Tipp: Im Frühling hüllt hier der wachsende Bärlauch den Wald in einen betörenden Duft) schlängeln wir uns dem Schloss entgegen.
Kunst-Schloss Spielberg
Schloss Spielberg wirkt wie verzaubert. Seit Jahrhunderten thront es über der Altmühl, hat den Bau der Seen ab den 1970er-Jahren miterlebt und so manch andere Veränderung in der Landschaft. Doch selbst der gigantische Windpark – nur wenige Kilometer im Tal entfernt – konnte dem herrschaftlichen Sitz nicht schaden. Das Schloss wird auch dann noch stehen, wenn die Windräder längst die Flügel hängen lassen.
Spielberg wäre wahrscheinlich ein Schloss wie so viele im Fränkischen Seenland. Doch die Kunstwerke von Ernst Steinacker machen es besonders. Der Bildhauer verzaubert mit seinen Werken den Burggarten, den Innenhof und das Schloss selbst. Steinacker ist 2008 verstorben. Seine Familie bewohnt noch heute das Schloss. Was auf den ersten Blick romantisch wirken mag, stellt sich bei genauerem Hinsehen als echte Herausforderung dar. Die besondere Lage des Schlosses bringt auch mit sich, dass Wind und Wetter gnadenlos angreifen und dem imposanten Bau mächtig zusetzen. Eine Lebensaufgabe! Sie bewahren die Erinnerung an den Künstler Ernst Steinacker und bereichern das kulturelle Leben der Region äußerst vielseitig. Aber Vorsicht: Vor lauter Kunst könnte man fast vergessen, den großartigen Ausblick zu genießen.
Psst! Geheimer Aussichtspunkt – nicht weitersagen!
Zurück auf die Hauptstraße. Der Weg führt bergauf aus dem Ort hinaus in Richtung Heidenheim. Rund 100 Meter nach dem letzten Haus lässt uns die Wegmarkierung unterhalb eines Wasserhäuschens links in den Wald einbiegen. Mein Tipp: Noch rund 50 Meter auf dem Seitenstreifen der Fahrstraße folgen. Oberhalb der Straße steht ein großes Wegkreuz, darunter eine Bank. Das Buschwerk wurde ausgeschnitten und es bietet sich jetzt von diesem Platz ein großartiger Blick vom Ries, über den Hesselberg, bis hinein ins Fränkische Seenland. Ein uneingeschränkter Wow-Effekt, für den genug Zeit eingeplant werden sollte.
Römische Schmalzbirne und Zwiebelsdorfer
Es wird bei schönem Wetter sehr schwerfallen, sich von diesem besonderen Aussichtsplatz zu lösen. Es geht wieder zurück zum Wasserhäusl, rechts abbiegen und der gewohnten Wegweisung in den Wald folgen. Hier geht es unter mächtigen Bäumen einige hundert Meter hindurch, bis der Weg links in Richtung Freifläche abbiegt. Über befestigte Feldwege geht die Tour zurück nach Spielberg. Streuobst ist das Thema der Tour. Am Ortsrand von Spielberg wird auf einer großen Freifläche sehr anschaulich erklärt, welch große Bedeutung und Nutzen die Streuobstwiesen einst für die Natur in der Region hatten. Ausgedehnte Maisfelder haben diese enorme Vielfalt längst verdrängt. Wie wichtig und wertvoll sie wäre, wird in diesem Schaugarten auch für Kinder bestens erfahrbar. Hier lernen wir so sonderbar anmutende Apfelsorten wie Revalscher Birnapfel oder den Zwiebelborsdorfer kennen. Aber auch die Birnen haben „Exotisches“ zu bieten: Madame Favre, Salzburger von Adlitz oder Römische Schmalzbirne.
Die letzte Etappe der Wanderung steht an – jetzt nur noch bergabwärts bis zur Gnotzheimer Michaelskirche.
- Die Wanderung ist auch für Kinder gut geeignet.
- Etwas Übung sollten sie haben.
- Der Weg ist barrierefrei.
- Die Mitnahme eines Kinderwagens empfehle ich nicht.
- Festes Schuhwerk ist immer ein Vorteil, insbesondere bei feuchter Witterung.
- Die Wege im Wald können bei Nässe rutschig sein.
Weitere Infos zu diesem Wanderweg findet ihr auf der Homepage vom Fränkischen Seenland und dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken.