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1200x Gunzenhausen – Mit der Lochkamera unterwegs im Fränkischen Seenland

„Mit dem kleinen Kasten soll man ein Foto machen können?“, Sigrid Fucker, Vorstandsmitglied im Kunstforum Fränkisches Seenland e.V, dreht die kleine Pappschachtel ungläubig hin und her. Kleiner als eine Zigarettenschachtel, die Wirkung ist jedoch enorm. Günter Derleth lacht, er kennt diese Reaktion. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich mit Lochkameras, der einfachsten und ursprünglichsten Form der Fotografie. Das Kunstforum Fränkisches Seenland e.V. begleitet mit einer außergewöhnlichen Lochkamera-Aktion das Stadtjubiläum „1200 Jahre Gunzenhausen“ – unterstützt von Günter Derleth.

Lochkamera-Experte Günter Derleth übergibt an Sigrid Fucker, Vorstandsmitglied im Kunstforum Fränkisches Seenland e.V., die ersten Lochkameras. Foto: Manuel Grosser

 

1200 Pappschachteln – 1200 Lochkameras

„1200 kleine Pappschachteln werden wir in den nächsten Monaten verteilen“, erklärt Sigrid Fucker. Und sie fügt hinzu: „An alle, denn es soll eine Aktion für alle Altersklassen werden. Einzelpersonen, Familien, Betriebe, Vereine, Kindergartengruppen, Schulklassen, Urlauber, Einheimische, Zugereiste  – wer mitmachen will, kann mitmachen.“

Aufgabe wird es sein, mit der kleinen Lochkamera – also der Pappschachtel – ein Foto zu schießen. Was auch immer die Fotografin oder der Fotograf mit Gunzenhausen verbindet, soll auf das Foto gebannt werden. Jede Pappschachtel schießt nur ein Foto. Doch mit einer Pappschachtel fotografieren, ohne digitale Anzeige, ohne Lichtmesser oder was auch immer, wie soll das gehen?

1200 Pappschachteln – 1200 Lochkameras

Günter Derleth beruhigt: „Wichtig ist, ein Motiv zu wählen. Die Pappschachtel ausrichten, ruhig halten oder auf festen Grund stellen, den Klebestreifen vor dem Loch entfernen, mindestens 10 Sekunden belichten, Loch mit Klebestreifen wieder schließen, fertig.“

Die Lochkamera-Aufnahmen von Günter Derleth sind überraschend und spektakulär. Diese Aufnahmen entstanden in seinem Garten.

Günter Derleth ist ein Meister der Lochkamera-Fotografie

Günter Derleth ist 1941 in Nürnberg geboren. Er absolvierte Ausbildungen zum Schriftsetzer und zum Fotografen, war als Assistent in verschiedenen Fotostudios tätig und hatte von 1971 bis 2002 ein eigenes Studio für Werbefotografie in Fürth. Seit 1993 beschäftigt er sich intensiv mit der Lochkamera, seit 2003 arbeitet er ausschließlich mit der Camera obscura. Nach 30 Jahren Werbefotografie flieht er förmlich vor dem ständig zunehmenden Technikaufwand und kehrt zurück zu den fotografischen Wurzeln. Sein Weg führt ihn zum Einfachen und Wesentlichen, zurück zum Sehen und Fühlen. Die Entschleunigung ist das Merkmal der Camera obscura-Fotografie, lange Belichtungszeiten sind keine Ausnahme, das Bild ist eine Mischung aus Zufall und Intuition. Längst gilt Derleth als Meister der Lochkamera-Fotografie. Seine Arbeiten wurden mehrmals ausgezeichnet.

Günter Derleth fotografierte Venedig mit der Lochkamera. Seine Aufnahmen sind spektakulär. Hier das Cover seines Bildbands aus dem Offizin Zürich Verlag.

Fotos mit der Lochkamera – einfacher geht es nicht

In den eigens für das Kunstprojekt gefertigten Pappschachteln befindet sich jeweils Fotopapier. Das Loch wird freigegeben, Licht fällt ein, das Papier wird belichtet. „Einfacher geht es nicht“, freut sich Derleth. Die Schachteln werden eingesammelt und zum Entwickeln gebracht. „Jetzt kommt die eigentliche Überraschung. Bei der digitalen Fotografie lässt sich das Ergebnis ja sofort auf dem Bildschirm des Handys oder Fotoapparats überprüfen. Bei der Lochkamera muss man geduldig bis zur Entwicklung warten“, erläutert der Profi. Auf den Schachteln ist eine Gebrauchsanweisung gedruckt.

Für Derleth haben Fotos von einfachen Lochkameras einen besonderen Zauber, leicht unscharf sind sie, oft geheimnisvoll, mystisch und künstlerisch. Derleth: „Wir werden Gunzenhausen mit dieser Aktion mit ganz anderen Augen sehen.“

Großes Kunstprojekt für alle mit Ausstellung

„Die Fotos werden entwickelt und im Januar 2024 in einer großen Ausstellung im M11 Gunzenhausen zu sehen sein“. Sigrid Fucker freut sich auf die Überraschung: „Das ist eine groß angekündigte Ausstellung, bei der wir nicht genau wissen, was wir zeigen können. Es kommt ganz auf die Fotografinnen und Fotografen an!“

Das Kunstprojekt des Kunstforums Fränkisches Seenland e.V. wird unterstützt von der Stadt Gunzenhausen und der Hirschmann-Stiftung.

 

Die Fotoschachteln sind kostenlos an folgenden Stellen zu bekommen: Tourist-Information Gunzenhausen, Rathausstraße 12, Gunzenhausen;

Buchhandlung Fischer, Hensoltstraße35 A, Gunzenhausen;

Foto Braun, Marktplatz 42, Gunzenhausen; M11, Marktplatz 11, Gunzenhausen (während der Ausstellungszeiten)

Abgabe: Tourist-Information Gunzenhausen oder an allen anderen Ausgabestellen – Abgabeschluss ist am 31.Oktober 2023.

Weitere Infos: www.kunstforum-fraenkisches-seenland.de

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