Dieser Biergartenbesuch ist eine Zeitreise. Der „Gasthof zum Brui“ liegt in Obermögersheim, ziemlich genau zwischen Hesselberg und Altmühlsee. Ein typischer Dorfgasthof empfängt uns hier. Ein uraltes Anwesen in direkter Nachbarschaft zu landwirtschaftlichen Gebäuden, ein Biergarten wie aus dem Bilderbuch, lecker Essen und die spannende Lebensgeschichte der einst ältesten Braumeisterin Deutschlands.

Der Besuch im „Gasthof zum Brui“ ist eine Zeitreise.
Mehr Frauen-Power geht kaum. Wilhelmina Bickel übte gleich mehrere Berufe gleichzeitig aus: Landwirtin, Köchin, Wirtin und Managerin. Sie hielt über Jahrzehnte ihren Bauernhof und Gasthof am Laufen. Zudem ging sie einst als älteste Braumeisterin Deutschlands in die Geschichte ein. Mit großem Respekt nannte man sie die „Brui-Mina“. Erinnert wird von den heutigen Wirtsleuten in der Gaststube noch immer an die Vorfahrin.
Die Geschichte der „Brui-Mina“
Eine junge, hübsche Frau schaut uns mit wachen Augen an. Bei der Aufnahme des Fotos hat Wilhelmina Bickel wohl kaum ahnen können, welche Herausforderungen das Leben für sie bringen wird. 13 Jahre jung war sie, als die Mutter starb. Der Vater erkrankte später schwer – Mina war gerade kaum 30 Jahre alt. Mit 15 lernte Wilhelmina das Bierbrauen. Das war überlebenswichtig, denn schnell musste sie zum Lebensunterhalt beitragen und später ihn allein stemmen. Die 1899 geborene Wilhelmina Bickel entwickelte rasch echte Managerqualitäten. Sie betrieb das „Gasthaus zur Sonne“, die Landwirtschaft, eine Kegelbahn, den Hopfengarten und eine Brauerei. Kein Wunder, dass sie nie verheiratet war. Sie hatte schlichtweg keine Zeit dafür, so ist es überliefert. Noch heute wird von Minas süffigem Märzenbier geschwärmt. Bis ins hohe Alter schmiss Mina ihren Laden. In den 1970er und 1980er Jahren berichteten Fernsehen und Radio von der ältesten Braumeisterin Deutschlands.

In der Gaststube wird an die legendäre „Brui-Mina“ erinnert.
Napoleons Truppen hinterlassen Schulden
Den Leuten hat es bei der „Brui-Mina“ offenbar gefallen. Im alten Gästebuch ist zu lesen: „Wo Minas Hände walten, und wo wir gutes Bier erhalten, da bleibt das Glück im Haus erhalten!“ Dieser Spruch lässt sich exakt so auf die heutigen Wirtsleute übertragen. Familie Kapp lebt unverfälschte Gastlichkeit. Wer den Gasthof mit Biergarten betritt, wird automatisch entschleunigt. Allein die Tatsache, in einem Biergarten vor einem Haus zu sitzen, dessen Geschichte rund 500 Jahre zurückreicht, lässt einen ehrfürchtig werden. Tatsächlich stammt die erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1471. Das heutige Anwesen ist rund 200 Jahre alt. Übrigens: 1805 lagerten Napoleons Truppen mit 21.000 Mann in der Gegend. Vom Gasthof aus wurden sie verköstigt. Noch heute ist eine Rechnung von 1744,42 Gulden offen. Der Dorfchronist hat es fein säuberlich notiert.
Entschleunigung im Biergarten
Der Biergarten ist bestückt mit typischen Biergartenmöbeln und schweren Holzbänken – ideal für gesellige Runden. Man sitzt direkt im gepflasterten Hof. Eingerahmt wird der Biergarten von vielen Kübelpflanzen und Blumen. Alles sieht freundlich aus und macht Lust, einzukehren. Kinder haben ihren Spaß an einigen Spielgeräten im Hof, abseits der Straße. So können Eltern auch mal ungestört, die Zweisamkeit genießen. Irgendwie fühlt sich der Besuch im Biergarten vom „Gasthof zum Brui“ wie ein Kurzurlaub auf dem Bauernhof an.
Die Begrüßung ist freundlich und schnörkellos. Wie beliebt der Gasthof ist, zeigt sich am Reservierungsstand bei unserem Besuch an einem Samstag. Einige Tische sind bereits belegt beziehungsweise vorgemerkt. Doch wir haben Glück und bekommen noch einen schönen Platz von der freundlichen Bedienung.
Süffiges aus Mittelfranken und Oberbayern
Gebraut wird im „Gasthof zum Brui“ nicht mehr. Der Blick auf die Getränkekarte tröstet darüber hinweg. Im Ausschank befinden sich die beliebten Biere aus Wettelsheim und aus Titting von Gutmann. Die Wettelsheimer liefern Helles, Märzen, Pils (3,20 für den halben Liter) und das WET (0,3 für 2,50 Euro). Im Ausschank befinden sich das Gutmann Hefeweizen sowie die leichte Variante für jeweils 3,20 Euro der halbe Liter. Von der Rothenburger Landwehr kommen die alkoholfreien Varianten. Auch hier kostet ein halber Liter 3,20 Euro. Auf der Getränkekarte sind zudem verschiedene Softdrinks und Schorlen zu 3,20 Euro der halbe Liter zu finden. Sehr schön: Auch kleine Getränke (0,25) werden für 1,80 Euro angeboten. Abgerundet wird das Getränkeangebot mit Wein (0,25 für 5 Euro), der halbe Liter Weinschorle für 4,50 Euro, Aperol Spritz und Lillet Wild Berry für 5,80 Euro, Schnäpse zwischen 2 und 3 Euro, Kaffeespezialitäten zwischen 2 und 2,80 Euro.

Gebraut wird nicht mehr. Heute wird Süffiges aus Mittelfranken und Oberbayern ausgeschenkt.
Verführerische Hausmannskost
Bei unserem Besuch wurden diese Speisen angeboten: Hochzeitssuppe (4,60 Euro), Sauerbraten mit Knödel und Salat (15,20 Euro), Lammbraten mit Knödel und Salat (16,40 Euro), Zwiebelrostbraten mit Spätzle und Salat (22,80 Euro), dreierlei Falafel mit großem Salat und Kräuterdipp (14,20 Euro), Schnitzel „Wiener Art“ mit Pommes und Salat (13,80 Euro), Kinderschnitzel mit Pommes (8,20 Euro), Hawaii-Schnitzel mit Ananas und Käse überbacken, dazu Pommes und Salat (14,80 Euro), Jägerschnitzel mit Champignonsoße, Pommes und Salat (14,80 Euro), Cordon Bleu mit Schinken und Käse gefüllt, Pommes und Salat (15,40 Euro), Schweinelendchen an Pilzrahmsoße mit Kroketten und Salat (16,80 Euro), Currywurst mit Pommes (8,20 Euro), Rindersteak mit Kräuterbutter, Pommes und Salat (21,80 Euro), Pfeffersteak vom Rind mit Kroketten und Salat (21,80 Euro).

Bunt, frisch und lecker: der Beilagensalat
Auf der Speisenkarte sind zudem verschiedene Toast zu finden: Hawaii, Spargel, Tomaten und Schinken-Käse werden für 7,20 bis 7,60 Euro gelistet. Ein Strammer-Max ist für 7,60 Euro zu haben. Wie es sich für ein fränkisches Wirtshaus gehört, werden auch Brotzeiten serviert: Schinkenplatte, Brotzeitplatte, Käseplatte, Wurstsalat, Schweizer Wurstsalat oder Presssack mit Musik für 7,40 bis 11,20 Euro. Für den kleinen Hunger werden Brote, Wedges, Pommes, Kloß mit Soß oder auch Spätzle mit Soße angeboten (3,40 bis 4,80 Euro). Aus der Salatküche gibt es ebenfalls verschiedene Variationen mit Pute, Garnelen oder Schinken und Käse – 10,30 bis 14,20 Euro. Die Küche bietet wöchentlich wechselnd ein vegetarisches Gericht an. Sehr beliebt und schon Tradition sind die Schaschlik-Tage jeweils montags und samstags. Samstag und Sonntag werden in der Küche verschiedene Bratenvariationen mit Kloß oder Spätzle zubereitet.

Sehr schmackhaft: Das Allgäuer Käseschnitzel
Wir entscheiden uns beim Besuch im Biergarten vom „Gasthaus zum Brui“ für das Allgäuer Käseschnitzel und Schaschlik. Beides wird nahezu zeitgleich serviert. Das Essen dampft, ist äußerst schmackhaft und vor allem reichhaltig. Besondere Freude bereitet der zum Schnitzel gereichte Salat: Bunt, frisch und lecker. Da sitzen wir nun, glücklich, gesättigt und schauen dem Treiben im Biergarten zu. Alle Speisen, die zu den anderen Tischen getragen werden, sehen sehr appetitlich aus. Vom Nebentisch ist zu hören, dass die nächsten Tage für eine größere Radlergruppe reserviert werden soll. Viele Familien mit Kindern machen im Biergarten während unseres Besuchs Station.

Immer montags und samstags auf der Karte: Schaschlick
Die „Brui-Mina“ erscheint
Es ist auch für uns ein Eintauchen in eine längst vergangene Zeit, ein absolutes Entschleunigen. Wir schauen auf die uralte Haustür. Wie viel hat diese Tür bereits erlebt? Welche Geschichten könnte sie erzählen? Und einen Moment lang ist einem so, als würde man die Brui-Mina zufrieden in der Tür stehen sehen. Sie schaut in ihren Biergarten, nickt zufrieden, lächelt uns zu und ist glücklich, dass es auch heute noch den Gästen schmeckt und gutgeht.

Was hat diese Türe bereits erlebt? Welche Geschichten kann sie erzählen?
Gasthaus zum Brui, Familie Kapp, Obermögersheim 138, 91717 Wassertrüdingen
Telefon: 09836 623
E-Mail: gasthaus-brui@web.de
Aktuelle Öffnungszeiten: 11:00 – 14:00 Uhr und 17:00 – 22:30 Uhr außer am Mittwoch und Donnerstag