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Unterwegs auf dem Limeswanderweg im Fränkischen Seenland

Ein leichter Spaziergang ist der Limeswanderweg zwischen Pleinfeld und Gunzenhausen nicht. 23 Kilometer werden zurückgelegt, immerhin rund 350 Höhenmeter kommen auf der Strecke zusammen. Doch die Anstrengungen werden mit wunderschöner Landschaft, viel Ruhe und großartigen Weitblicken belohnt. Zudem wandern wir auf weiten Teilen der Strecke direkt auf dem Limes, dem legendären Grenzwall der Römer.

Die Wanderung startet in Pleinfeld am Bahnhof. Von dort geht es durch das imposante Stadttor auf den Marktplatz.

Die Richtung macht es

Warum von Pleinfeld nach Gunzenhausen laufen und nicht in umgekehrter Richtung? Weil die Strecke in dieser Richtung spannender, beeindruckender und rein dramaturgisch besser aufgebaut ist. In der anderen Richtung ist die Wanderung auch schön, jedoch nicht ganz so beeindruckend. Die Hesselbergbahn bringt uns von Gunzenhausen nach Pleinfeld. Stündlich geht es tagsüber in nur 17 Minuten parallel zum Brombachsee nach Pleinfeld. Start der Wanderung ist am Pleinfelder Bahnhof.

Die offizielle Wanderstrecke verläuft ab dem Golfclub Zollmühle auf dem Limesweg, bestens mit dem grünen Wachturm auf gelbem Grund ausgeschildert. Bis dorthin braucht es etwas Orientierungssinn. Vom Bahnhof Pleinfeld aus folgen wir der Beschilderung in das Ortszentrum. Nach nur wenigen hundert Metern empfängt uns bereits das imposante Stadttor, dahinter öffnet sich der schmucke Marktplatz von Pleinfeld. Der Hauptstraße entlang geht es an Bäckerei und Metzgerei vorbei. Wer sich also noch mit Proviant eindecken möchte, hätte hier Gelegenheit.

Die wuchtige Nepomuk-Brücke führt in Pleinfeld über die Schwäbische Rezat.

Kurz vor der Nepomuk-Brücke biegt der Weg nach rechts ab, der Schwäbischen Rezat auf einem Fußweg folgend geht es Richtung Süden, dann leicht ansteigend hinauf zum Lauterbrunnenweg. Hier verlassen wir Pleinfeld und wandern entlang einer schwach befahrenen Straße bis runter zur Staatsstraße 2222. Vorsichtig queren wir diese und setzen den Weg direkt gegenüber auf einer schmalen Nebenstraße fort. Schon bald taucht links das Gelände vom Golfclub Zollmühle auf. Nach der Lauterbrunnenmühle heißt es auf die Markierung achten. Rechts biegt der Weg nach der Mühle in den Wald ab, bergauf zur Bahnlinie Treuchtlingen-Nürnberg. Ab jetzt ist die Wanderung bestens mit dem Wegweiser für den Limesweg ausgeschildert – grüner Wachturm, gelber Grund. Verlaufen ist nahezu unmöglich.

Der Limesweg ist durchgehend gut markiert. Verlaufen ist nahezu unmöglich.

2000 Jahre Geschichte unter den Füßen

Wir bewegen uns die nächsten 20 Kilometer auf geschichtsträchtigem Boden. Hier trennten vor rund 2000 Jahren die Römer ihr Reich von Germanien ab. Der Raetische Limes gehört inzwischen zum UNESCO-Welterbe. Überreste schlummern im Boden, gut geschützt in der Erde. Auf dem Weg nach Gunzenhausen folgt die Wanderung in großen Teilen dem Originalverlauf des Grenzwalls. Noch heute verlaufen Straßen und Wege exakt auf der alten Grenzlinie. Immer wieder informieren Tafeln über die Geschichte des Limes und das Leben auf beiden Seiten der Grenze. An einigen Stellen veranschaulichen Aufmauerungen, wo einst die Wachtürme der Römer standen. Heute sind Aufmauerungen unter Archäologen verpönt. Diese stammen noch aus Zeiten, als diese Form der Veranschaulichung als optimal angesehen war.

Hier stand einst ein römischer Wachturm. Aufmauerungen wie diese sind bei Archäologen heute verpönt.

Die Wanderung führt abseits der Hauptverkehrswege B13, B2 und S2222. Wälder, Wiesen, idyllisch gelegene Dörfer und – gerade im letzten Drittel – großartige Ausblicke. Erklärt wird an der Strecke auch das raffinierte Meldesystem der Römer. In gewissen Abständen, immer in Sichtweite, standen Türme am Limes. Dort schoben wohl vier Soldaten für ein paar Tage Dienst. Aufgabe war es, den Grenzverlauf im Auge zu behalten. Nachrichten – zum Beispiel über drohende Gefahr – wurden mit Lichtzeichen bzw. mit Feuer von Turm zu Turm weitergegeben. Von dort aus gingen wichtige Nachrichten dann direkt zu den im Hinterland stationierten Truppen. Römisches Leben ist aus Weißenburg, Theilenhofen, Gunzenhausen oder auch Ruffenhofen bekannt. Die Wanderung ist somit auch eine Zeitreise 2000 Jahre in die Vergangenheit.

Immer wieder bieten sich bei dieser Wanderung wunderschöne Ausblicke hinein ins Fränkische Seenland.

Dorsbrunn: Alpakas, Holzkreuze und eine romantische Kapelle

Begrüßungskomitee in Dorsbrunn: Eine Alpakafamilie ist neugierig auf Wanderer.

Langeweile kommt bei dieser Wanderung nie auf. Es sind beeindruckende Landschaftsbilder, die immer wieder überraschen. Der Weg klotzt nicht mit großen Sehenswürdigkeiten. Doch gerade das Zurückhaltende begeistert. So zum Beispiel der kleine Flecken Dorsbrunn. Ein sympathisches Dorf, etwa auf halber Strecke. Gleich am Ortseingang begrüßt eine kleine Alpaka-Herde uns Wanderer mit großer Neugier, im Ort lassen sich Schafe gern streicheln. Es lohnt sich auch ein Besuch auf dem kleinen Ortsfriedhof von Dorsbrunn. Der Wanderweg führt direkt darauf zu.

Die Dorfkirche St,Nikolaus steht hoch über Dorsbrunn.

Die Gräber reihen sich um die kleine St.Nikolaus-Kirche. Sollte sie geöffnet sein, dann unbedingt eintreten. Eine liebevoll ausgestattete Dorfkirche erwartet die Besucher. Der Friedhof selbst ist einzigartig in der Region. Grabsteine oder Platten gibt es hier nicht. Vielmehr zieren aufwändig gestaltetet Holzkreuze die Gräber, eine lange Tradition ins Dorsbrunn.

Einzigartig in der Gestaltung: Der Friedhof von Dorsbrunn

Der Limeswanderweg verlässt den Ort in westlicher Richtung. Am Waldrand taucht weithin sichtbar eine kleine, gelbgestrichene Kapelle auf. Auf Höhe der Kapelle lohnt es sich, den offiziellen Wanderweg zu verlassen. Über eine Wiese geht es rund 100 Meter zur Kapelle. Da sie leicht erhöht über dem Talkessel liegt, bietet sich ein wunderschöner Blick auf Dorsbrunn. Die Kapelle wurde von Familie Krapp erbaut und 2009 eingeweiht. Schöner könnte der Platz für das kleine Kirchlein nicht sein, Wanderer sind eingeladen, hier zu rasten. Sogar Bank und Tisch stehen bereit. Diese Einladung schlägt man nicht aus.

Der perfekte Platz für eine Rast: Die Herz-Jesu-Kapelle bei Dorsbrunn

Eintauchen in die grüne Lunge

Zurück auf dem Limeswanderweg führt die Strecke durch den Wald auf eine Hochebene hinauf. Wenn es kurz vor Pfofeld auf die Freifläche geht, bietet sich ein grandioser Rundumblick auf den Höhenzug des Hahnenkamm, über Schloss Spielberg bis hinüber zum Hesselberg. Von hier oben lässt sich gut nachvollziehen, weshalb die Römer den Grenzverlauf so wählten. Die Sicht auf das Gelände ist einmalig. Vorbei an Pfofeld und durch Gundeshalm – dem Dorf auf dem Limes – nähern wir uns dem Burgstall, der grünen Lunge Gunzenhausens. Das große Waldgebiet ist für die Menschen aus Gunzenhausen beliebtes Naherholungsgebiet. Die letzten Kilometer der Wanderung führen durch den beeindruckenden Laubwald – auch hier immer den Spuren der Römer folgend. Aufgemauerte Wachtürme, ein Limes-Nachbau und das ehrwürdige Bismarckdenkmal lassen Abenteuerlust aufkommen.

Gunzenhausens grüne Lunge ist der Burgstallwald. Auch hier verläuft der Limes. Kurz vor Gunzenhausen trifft man auf das Bismarckdenkmal.

 

Die Wegweiser des Limeswanderweg führen aus dem Wald herauskommend direkt in die Innenstadt von Gunzenhausen. Wer hier die Kraftreserven wieder auffrischen will, findet zahlreiche Cafés und Gasthöfe. Vor dem Modehaus Steingass bietet sich zudem noch ein originelles Fotomotiv. Im Boden ist der Verlauf des Limes eingelassen. Breitbeinig draufstellen: Mit einem Fuß stehen wir im Römischen Reich, mit dem anderen in Germanien.


Die Wanderung ist auf Grund ihrer Länge von 23 Kilometern durchaus herausfordernd. Die Wege sind durchgehend gut, festes Schuhwerk ist jedoch empfohlen. Die Wanderung auf dem Limes ist für alle Jahreszeiten geeignet. Alternativ kann die Strecke auch in Ellingen am Bahnhof gestartet werden. Von dort ist der Weg markiert. Die Strecke verkürzt sich dadurch nur unwesentlich. Achtung: Einkehrmöglichkeiten an der Strecke gibt es nicht, der Proviant, vor allem ausreichend Flüssigkeit, muss mitgenommen werden.

Infos zum Limeswanderweg im Fränkischen Seenland:  Limeswanderweg – Fränkisches Seenland

Der Limes allgemein: Deutsche-Limeskommission: Deutsche-Limeskommission

Informationen Markt Pleinfeld:  Markt Pleinfeld

Informationen Gunzenhausen: Tourist-Information Gunzenhausen

 

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