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Craft-Biere aus dem Fränkischen Seenland (Teil 2)

Vor zweieinhalb Jahren machte ich mich auf die Suche nach Craft Bieren im Fränkischen Seenland. Ich wurde fündig – allerdings war der allgemeine Craft-Beer-Hype irgendwie noch nicht so richtig angekommen und kreative Bier-Kreationen noch rar (was natürlich auch ein Definitionsproblem ist, denn eigentlich sind bei uns alle Biere mehr oder weniger handwerklich gebraut und damit ein Craft Beer). Doch in der Zwischenzeit hat sich ein bisschen was getan, daher gibt es heute ein gehopftes Update für euch.

Nochmal zur Erinnerung aus dem ersten Post über Craft Biere: Damals hatte ich den Hopfenhändler Alex aus Ellingen befragt, was denn eigentlich ein Craft Beer ausmacht.

„Per Definition heißt Craft Beer ja eigentlich nur: Handwerklich gebraut. Und das machen bei uns eigentlich irgendwie alle.“

Man versteht also unter Craft Beer die Erzeugnisse kleiner, regionaler, handwerklicher (Hobby-)Brauereien – in Abgrenzung zu den gigantischen Abfüllanlagen landesweiter Marktführer.

„Aber man bezeichnet als Craft Beer auch andere, besondere Bierstile. Also halt kein Helles oder ein Weizen, sondern etwas, was man sonst nicht so oft kriegt.“

Schorsch-Bräu: Das stärkste Bier der Welt aus Gunzenhausen

Fangen wir gleich mal mit einem Rekordbier an. Das angeblich stärkste Bier der Welt (es gibt immer wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit anderen Brauereien) kommt aus dem Gunzenhausener Ortsteil Oberasbach und bringt – je nach Ausführung – bis zu 43 Volumenprozent Alkohol mit. Und das mit traditioneller Brauweise nach dem Reinheitsgebot.

Wie geht das? „Viel Malz, spezielle, alkoholtolerante Hefen und lange Lagerung sind die Voraussetzungen“, kann man im Craft Beer Führer nachlesen. „Im zweiten Arbeitsgang wird das Bier gefroren. Das in ihm enthaltene Wasser erstarrt zu Eis, flüssig bleibt nur ein kleiner Teil in dem sich der gesamte Alkohol konzentriert“. Das ist dann der Eisbock vom Schorsch-Bräu.

Über den HIntergrund von Schorsch-Bräu kann man im Craft Beer Führer Franken nachlesen.

Mein getestetes Exemplar hatte „nur“ 16 Prozent Alkohol. Aber ich garantiere: Des langt. Bei weitem. Ein ganzes Seidla kann man vom Schorschbräu wirklich nur unter größter Anstrengung herunterbringen, so intensiv malzig schmeckt es. Es empfiehlt sich, das Bier eher als Aperitif aus Schnapsgläschen zu trinken – schon allein auch wegen dem stolzen Preis so einer Flasche Schorsch…

Der Helle Hans und seine Wuchtige Wilma

Vor knapp drei Jahren stellte die Stadtbrauerei Spalt mit dem Hellen Hans ihr erstes Craft Beer vor – ein kaltgehopftes Helles mit hopfigem Zitrusgeschmack. Und damit der arme Hans kein Junggeselle bleiben muss, hat er einige Zeit später die Wuchtige Wilma an seine Seite gestellt bekommen.

Die Wilma ist a bissl kräftiger in der Farbe, in der Stammwürze und im Alkoholgehalt als ihr Hans. Wuchtiger eben. Auch der Wilma wird Aromahopfen kalt zugeführt, wodurch sie fruchtig nach exotischen Früchten duftet.

Man bekommt die Biere im HopfenBierGut in Spalt und in Getränkemärkten in der Region.

Die Craft-Beer-Palette von Fürst Carl

Im fürstlichen Brauhaus in Ellingen werden neben den „Klassikern“ (Helles, Dunkles, Pils, etc.) auch ein paar Biere gebraut, die durchaus unter das Label Craft Beer fallen. Und praktischerweise kann man sie auch direkt im gut sortierten Bräuladen direkt am Schloss kaufen, nebst zahlreichen regionalen Spezialitäten. Auch das Schorschbräu kann man hier übrigens erwerben.

In der Produktpalette befinden sich die Craft Biere Franken Ale und Herbes Glück (ein weiteres Bier namens Belle Saison wird momentan nicht geführt – aber vielleicht kommt es ja wieder?). Aber auch den Josefibock und den Winterbock würde ich in die Kategorie Craft Beer packen.

Das obergärige und kaltgehopfte Franken Ale schmeckt herrlich fruchtig nach Quitte und Birne. Verwendet wird der Aromahopfen Hallertauer Mittelfrühm der aber nicht in der Hallertau, sondern direkt in Ellingen angebaut wird. Das Herbe Glück hingegen ist, wie der Name schon sagt, ein herberes Bier. Ein kaltgehopftes Pils mit starker, leicht bitterer Hopfennote.

Die beiden Böcke schmecken stark und malzig, mit einem Alkoholgehalt von jeweils 7,5 Prozent haben sie auch ordentlich Umdrehungen.


Wer Bockbier mag, sollte sich auf keinen Fall den traditionellen Josefibock-Anstich in der Fürstlichen Ökonomie in Ellingen am 6. März entgehen lassen. Es gibt ein fränkisches Buffet als Nahrungsgrundlage und eine unterhaltsame Fastenpredigt von Bruder Barnabas.


Noch ein Tipp: Im Schlossbräustüberl (ebenfalls direkt am Schloss) bekommt man als Gast meistens ein kleines Probier-Bier aus dem Sortiment der Brauerei kostenlos zum Essen dazu.

Heidenheimer Klosterbier: Ganz exklusiv

Das Kloster Heidenheim auf dem Hahnenkamm wurde ja kürzlich nach mehrjähriger Verjüngungskur und Umbauphase feierlich eingeweiht. Ein Museum, ein Tagunszentrum und ein neuer Klostergasthof warten jetzt auf die Besucher. Da war es nicht die schlechteste Idee, auch ein eigenes Klosterbier zu brauen und auszuschenken.

Das Kloster-Dunkel wird allerdings nicht direkt von den Heidenheimern selbst gebraut, sondern von der Schlossbrauerei Ellingen. Das kann allerdings nur von Vorteil sein, denn Fürst Carl versteht sich auf dunkles Bier (ihr eigenes Dunkles wurde 2014 mit dem European Beer Star Award in Gold ausgezeichnet). Das kastanienfarbene Kloster-Dunkel kommt mit einem Alkoholgehalt von 4,9 Prozent daher und schmeckt malzig-karemellig, und dennoch mild. Ein wirklich gutes Bier, das mit Flasche und Krug auch noch optisch recht edel daherkommt.

Schick gemacht: Viele Biere mit hippem Design

Eine Sache ist mir aufgefallen: Auch wenn nicht alle Brauereien im Fränksichen Seenland auf den Craft-Beer-Zug aufspringen, so haben sich doch in letzter Zeit einige Gedanken über ihr Flaschendesign gemacht. Die Pyraser Landbrauerei aus der Nähe von Thalmässing etwa hat absolut coole neue Abfüllungen in 0,33-Liter-Fläschchen für Rotbier, Pils, Radler und Helles.

Auch das Ritter-Bier aus Nennslingen hat sich etwa neu gewandet. Hübsch sind die 0,33-Liter-Flaschen vom Quickie (ein klassisches Pils) und vom Kult 11, dem naturtrüben Kellerbier.

Pyraser: Hinten das klassische Flaschendesign, vorne die schicken neuen Fläschchen.

Ihr merkt: Es bleibt spannend im Fränkischen Bierland, äh, Seenland… Mal sehen, was in den nächsten Jahren noch auf den Markt kommt. Und weil der Artikel natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, dürft ihr mich auch gerne mit Bier-Tipps versorgen 🙂

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