Ganz ehrlich, ich bin wohl die am wenigsten geeignete Person um diesen Blogbeitrag zu schreiben. Ich bin die Person, die mit dem Handy Fotos von den Pflanzen macht, um sie dann mit einer App identifizieren zu lassen. Ich laufe mit meiner Oma per Videochat durch den Garten und frage sie bei jeder Pflanze ob und wann man diese zurückschneiden muss. Doch genau deshalb kann ich nach meinem ersten richtigen Gartenjahr sagen: Es funktioniert! Auch mit Minuswissen kann man seinen eigenen Salat aus dem Garten genießen.
Und wer trotzdem nicht selber gärtnern will, für den gibt es super viele Möglichkeiten sich hier bei uns im Fränkischen Seenland mit frischem Gemüse vom Bauern nebenan einzudecken. Vera war letztens zum Beispiel auf großer Food-Automaten-Tour und hat sich durch die regionalen Köstlichkeiten am Straßenrand gefuttert. Haltet die Augen offen und immer ein wenig Bargeld unterm Autositz versteckt, dann habt ihr spätestens nach der dritten Ausfahrt ein leckeres regionales Abendessen zusammen. 😉
Anzucht – eine Frage des Platzes
Wer vom Samenkorn bis hin zum fertigen Gemüse alles selbst machen möchte, braucht Platz! Wenn du den hast, schnapp dir kleine Töpfchen, pack dort Anzuchterde hinein und stecke mehrere Samen nach Packungsbeschreibung in die Erde. Dann noch angießen und ab auf die Fensterbank. Wenn die Pflänzchen dann wachsen und Blattpaare bilden, kannst du sie vereinzeln und in jedes Töpfchen wirklich nur ein Pflänzchen geben.
So und da geht‘s los mit dem Platzmangel. Ich habe genau EIN Fensterbrett in meiner Wohnung (wer denkt schon beim Hausbau an die Gemüseanzucht!?) und das quillt über vor Anzuchtpflänzchen. Wer also wie ich nicht genügend Platz zu Hause hat, um all sein Gemüse selbst vorzuziehen, kann sich die kleinen Pflänzchen auch in einer lokalen Gärtnerei besorgen und dann ganz einfach ins fertige Beet setzen.
Gemüsepflänzchen vom Auhof
Im Fränkischen Seenland gibt es im Landkreis Roth, bei Hilpoltstein, ein kleines Idyll namens Auhof. Ein wenig wie das gallische Dorf, dort wo die Welt noch in Ordnung ist und man in einer Gemeinschaft lebt und arbeitet. Eine Straße heißt sogar „Am Dorfplatz“, und so fühlt es sich dort auch an. Der Auhof ist eine Einrichtung der Rummelsberger Diakonie, ein Ort für Menschen mit Behinderung. Auf dem Gelände gibt es neben Wohnheimen und Schulen auch viele verschiedene Werkstätten. die von den Bewohnern selbst betrieben werden. Und darunter ist auch die beliebte Auhof Gärtnerei.
Herr Hauth ist Leiter der Auhof Gärtnerei und wir treffen uns direkt im Herzstück der Gärtnerei – dem kleinen gekühlten Hoflädchen mit all dem frischen Obst und Gemüse. Am liebsten würde ich gleich einen ganzen Korb damit vollladen und im Kopf mach ich mir eine Randnotiz mit „Wieder mehr Gemüse essen!“.
„Wir versuchen natürlich so viel wie möglich selbst anzubauen und den Rest des Sortiments aus der nahen Umgebung noch mit aufzunehmen.“ erzählt mir Herr Hauth und dass er viel Wert darauf legt dem Kunden wieder nahezubringen, dass Gemüse so saisonal wie möglich zu kaufen. Das sei aber zunehmend schwierig geworden. „Der Kunde möchte heutzutage auch ein bisschen Auswahl haben, auch im Winter. Deswegen findet man natürlich auch Tomaten oder Orangen aus Spanien bei uns.“
Auch hier in der Gärtnerei spürt man die Auswirkungen von Corona. Weniger das Kaufverhalten der Kunden, sondern der eigene Anbau leidet darunter. „Wegen Corona-Maßnahmen fehlt uns zur Zeit die Hälfte des Personals und so können wir leider nicht so viel Gemüse wie sonst hier anbauen. Deshalb wird einiges an Gemüse derzeit noch aus dem Knoblauchsland bezogen.“
Er zeigt mir daraufhin das große Kartoffelfeld und die vielen großen Gewächshäuser, wo die Salat- und Tomatenpflänzchen brav auf ihren Einsatz im Freien warten. „Wir haben 18 verschiedene Tomatensorten“ erzählt er mir stolz.
„Es ist ja auch wieder im Trend ein wenig mit Gemüsesorten zu experimentieren und Kräuter anzubauen. Ich denke Kräutern sind auch gute Anfängerpflanzen, da kann man nichts falsch machen.“
Gemüsesorten für Anfänger:
- Salat
- Radieschen
- Zucchini
- Rote Beete
- Knoblauch
- Zwiebeln
- Kräuter
Bei so vielen Pflanzen musste ich sofort an meinen Garten im letzten Jahr denken, wo ich irgendwann nicht mehr wusste wohin mit all den Tomaten. Aber eine Überproduktion ist in der Auhof Gärtnerei gar nicht möglich. „Zu viel haben wir eigentlich nie, was nicht im Verkauf landet wird bei uns direkt in den Auhof-Küchen verwertet.“
Neben dem fertigen Gemüse kann man sich in der Gärtnerei, wie oben schon erwähnt, auch die kleinen vorgezogenen Gemüsepflänzchen für das Beet zuhause mitnehmen. Für diejenigen wie mich, mit wenig Platz zur Anzucht im Haus, ist das perfekt. Und wer noch auf den letzten Drücker ein passendes Beet sucht wird hier ebenfalls fündig. Die Auhof-Schreinerei macht wunderschöne Hochbeete! Allein in meiner Familie befinden sich bereits drei davon. 🙂
Familienparadies
Ich schlendere noch ein wenig über das Auhof Gelände. Es gibt dort auch einen tollen Spielplatz mit Erlebnisbauernhof. Dort tummeln sich Hasen, Pferde, Schweine, Katzen und daneben die Rettung aller Eltern: ein Biergarten mit Blick auf die Kids. Ein Stück weiter ein kleines Träumchen an Bauerngarten mit Streuobstwiese und Teich, zum Inspirationen holen und einfach mal durchatmen.
Ein Besuch beim Auhof ist super kombinierbar mit tollen Ausflügen gleich ums Eck
- Stadtbesichtigung: Die Stadt Hilpoltstein mit ihrer tollen Burgruine ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Tipp: Direkt hinter der Burg gibt es viele schattige Plätzchen zum Picknick machen und im Winter ist der Burgberg ein beliebter Treffpunkt zum Rodeln. Der Stadtmauerrundgang führt einmal rund um den Stadtkern.
- Wanderung: Rund um die Fuchsmühle, eine umgebaute Mühle mit Restaurant, Biergarten und Ferienwohnungen, führt der Fuchsmühlweg, ein naturnaher pfadiger Wanderweg mit 5 km Länge und einer Gehzeit von ca. 1 Stunde.
- Abkühlung und Entdeckung: Der Rothsee liegt einen Steinwurf entfernt. Am Seezentrum Heuberg kann man nicht nur einen tollen Badetag verbringen, sondern sich auch an der LBV Umweltstation schlau machen. (Wolkenkino, Vögel beobachten, Wasser-Matsch-Bereich…)
Fachwissen? Fehlanzeige!
Ich glaube ich habe aus meinem ersten Gartenjahr mehr als 100 Erkenntnisse gewonnen. Meine größte war: Vertrauen. Ich dachte immer es wird ohne exakte Bodenanalyse nie was werden, ich bräuchte unbedingt den grünen Daumen von Oma und noch dazu das beste Saatgut auf dem Markt. Pustekuchen. Überleg dir was du essen möchtest, besorg dir dafür Samen, pflanz sie in die Erde und schau ihnen beim Wachsen zu. Ein paar persönliche Tipps hab ich aber natürlich trotzdem noch für dich:
Tipps für deinen Weg zum Selbstversorger:
- Baue nur das an was du wirklich isst! Was schmeckt der Familie? Wird das wirklich verkocht? Brauche ich wirklich 4 Gurkenpflanzen oder reichen zwei? Das spart Platz, Erde, Zeit und Wasser.
- Mach dir bei der Anzucht nicht allzu großen Kopf wegen Erde, Saattiefe oder Sonstigem. Es wird wachsen! Vertraue der Natur!
- Beschrifte deine Anzuchtpflänzchen. Ich gestehe: Habe ich wieder nur halbherzig gemacht. Rächt sich später im mangelnden Platzangebot wenn es plötzlich eine Busch- und keine Stabtomate wird.
- Lege Kompostbeete an: Erspart dir Umgraben, Unkraut jäten und ist super simpel.
- Warte mit dem Rauspflanzen ins Freie die Eisheiligen ab! Ich weiß, sei stark. Ich leide auch!
- Härte deine Pflanzen ab bevor sie von der Fensterbank ins Beet kommen. Stell sie tagsüber ein paar Stunden raus um sie an die Kälte zu gewöhnen.
- Mulche deine Beete. Bedeutet für dich: weniger gießen, weniger Unkraut und mehr Nährstoffe.
- Sei ein bisschen verrückte Pflanzenmami oder Pflanzenpapi. Kümmere dich um deine Babys. Ein bisschen mit ihnen quatschen ist völlig okay. ✌🏻