Menschen sind offenbar fasziniert davon, aus Gefängnissen auszubrechen. Berühmte Filme und Geschichten davon gibt es zuhauf, etwa der Graf von Monte Christo oder die Flucht aus Alcatraz. Indiana Jones und James Bond mussten sich schon aus zahlreichen brenzligen Situationen befreien, Entfesselungskünstler wie Houdini und David Copperfield begeistern uns seit jeher. Und dieses Gefühl, sich aus eigener Kraft selbst zu befreien, kann sich jeder kaufen – auch im Fränkischen Seenland: Mit einem Escape Game. Wir haben uns im Indoor Funpark Pleinfeld in eine ägyptische Grabkammer einsperren lassen und geschaut, ob wir vom Flucht-Hype angesteckt werden – oder jetzt als Spinnweben-behangene Skelett-Statisten im Escape-Room unser Dasein fristen …
Spoiler vorab: Ganz offenbar sind wir wieder rausgekommen, denn sonst könnte ich jetzt ja nicht diesen Erfahrungsbericht niederschreiben. Und ganz grundsätzlich braucht niemand Angst haben, für immer im Escape Room festzustecken. Die Spiel-Leitung ist während der gesamten Zeit „live“ über Kameras und Mikros zugeschaltet und kann auch im Notfall sofort die Türen öffnen.
Ausbrechen boomt
Escape Rooms boomen. Der erste Anbieter in Deutschland startete 2013 in München sein Geschäft mit dem Ausbruch, seitdem hat sich die Zahl vervielfacht. Die Onlineplattform Escaperoomgames.de zeigt, dass allein bis 2015 schon mehr als 100 neue Spielräume hinzugekommen sind. Mittlerweile hat die Plattform 371 Anbieter in 180 deutschen Städten registriert – und es gibt fast 1000 verschiedene Räume, in die man sich für Geld einsperren lassen kann. Und wöchentlich kommen neue hinzu, auch im Fränkischen Seenland. So ist etwa in Rednitzhembach ein neues Angebot geplant.
Wie funktioniert ein Escape Room?
Die Teilnehmer – meistens eine kleine Gruppe – werden in einem Raum beziehungsweise in einer Szenerie eingesperrt. Dies kann alles Mögliche sein: Ein mittelalterlicher Kerker, eine Pirateninsel, ein Schiffswrack… der fantasievollen Ausgestaltung der Escape Rooms sind keine Grenzen gesetzt. Die Teilnehmer müssen dann innerhalb einer bestimmten Zeit Rätsel lösen, um den Schlüssel zum Ausgang zu finden – ähnlich wie bei einer Schnitzeljagd.
Seit Ende 2016 gibt es an der Alten Mühlstraße zwischen Pleinfeld und Georgensgmünd, im Pleinfelder Ortsteil Mackenmühle, den Indoor Funpark Pleinfeld. Ich habe dort ganz zu Beginn mal Schwarzlicht-Minigolf und Kartfahren getestet, die beiden geplanten Escape Rooms waren damals leider noch nicht fertig.
Von Atlantis bis zur Almhütte: Die sechs Escape Rooms in Pleinfeld
Höchste Zeit, das Versäumte nachzuholen! Schließlich sind aus den geplanten zwei Räumen mittlerweile schon sechs (!!!) geworden. Ich organisiere mir eine Gruppe Freunde, denen ich genug Neugier, geistige Fähigkeiten und Teamwork zutraue, um uns gemeinsam in die Freiheit zu rätseln – und die ich gut genug leiden kann, um im Falle eines Versagens für immer mit ihnen eingesperrt zu sein…
Zuerst haben wir aber die Qual der Wahl. Wo wären wir gerne „am liebsten“ eingesperrt? Zur Auswahl stehen sechs ganz verschiedene Szenerien mit ganz eigenem Spielcharakter.
- Atlantis: Schafft man es, den Schatz zu bergen oder wird man mit der Stadt untergehen?
- Das Geheimnis der Tempelritter: Auf der Suche nach dem heiligen Gral – Dan Brown lässt grüßen!
- Die Grabkammer der Arsinoe: Eingesperrt im ägyptischen Grab…
- Verschüttet im Bergwerk: Wer entkommt aus dem Stollen?
- Bavaria Escape: Ein ganz „analoges“ Fluchterlebnis aus einer bayerischen Almhütte
- Hangover: Junggesellenabschied, Aufwachen mit Filmriss, kann die Hochzeit noch gerettet werden? Wie im gleichnamigen Kultfilm!
Zum Glück betreut uns Jessica Frank vom Funpark-Team im Vorfeld schon ganz hervorragend. Sie erklärt am Telefon, welcher Raum für welche Gruppe gut geeignet ist. So kommen Anfänger wie wir, aber auch Profis voll auf ihre Kosten. Profis gibt es übrigens einige, erzählt Jessica. So waren schon Besucher in Pleinfeld, die bereits mehr als 1000 Escape Rooms in ganz Europa durchgespielt haben und überall versuchen, neue Ausbruchs-Rekorde aufzustellen.
Wer als Familie mit Kindern teilnehmen möchte, bekommt ebenfalls vom Team gerne vorab Tipps (damit es für die Kleinen nicht zu gruselig wird).
Wir haben erfahren, dass derzeit ein siebter Escape Room in Arbeit ist – mit einem Motto, das bei etlichen Menschen jeglichen Alters für große Begeisterung sorgen dürfte. Für zauberhafte Begeisterung. Mehr darf ich an dieser Stelle aber nicht verraten…
Nach eingehender Beratung und der Weigerung einiger Teammitglieder, sich in ein verschüttetes Bergwerk zu begeben, haben wir uns dann entschieden für…
Die Grabkammer der Arsinoe
Wie ihr ja wisst, sind die Seen im Fränkischen Seenland keine natürlichen Gewässer. Sie wurden in den Siebziger bis Neunziger Jahren ausgehoben und mit Wasser gefüllt. Und was passiert, wenn man irgendwo tief buddelt? Genau: Man findet vielleicht etwas, das bis dahin lange verborgen war. Einen Römerschatz etwa oder die Grabkammer der ägyptischen Königin Arsinoe…
So jedenfalls erzählt uns Jessica Frank die Geschichte, warum wir jetzt hier in einem Ortsteil von Pleinfeld, unweit des Hauptsperrdamms des Großen Brombachsees, in einer ägyptischen Grabkammer landen. Noch kichern wir. Auch, als wir das Erinnerungsfoto schießen.
Doch dann bekommen wir eine schummrig leuchtende Laterne in die Hand gedrückt, werden in einen finsteren Raum geschoben, die Tür wird verschlossen – und wir sind allein. Die Uhr tickt. In welcher Zeit werden wir es schaffen, aus der Grabkammer zu entkommen? Und wo zum Henker fangen wir an?
Wo ist der Lichtschalter? Und wer kann Hieroglyphen lesen?
Am besten damit, den Lichtschalter zu finden. „Leider“ geht das ziemlich schnell, da meine Freundin zielstrebig am ersten „Dings“ rumdrückt, das neben ihr platziert ist. Mehr darf ich euch ja leider nicht verraten, sonst wäre der ganze Spaß vorbei.
Wir befinden uns in einem rechteckigen Raum, der mit viel Liebe zum Detail in eine ägyptische Grabkammer umgestaltet wurde. Wir sind begeistert, wie authentisch alles wirkt (hinterher erfahren wir von Jessica, dass die Räume alle eine Maßanfertigung und selbst umgesetzt sind – toll!).
Kaum ist das Licht an, werden alle vom Ausbruchseifer gepackt. Jeder schraubt und drückt an irgendwelchen Stellen im Raum herum, stellt Skulpturen auf den Kopf, rüttelt an Gegenständen, tastet Wände ab, versucht, Hieroglyphen zu lesen. Es wird wild durcheinander diskutiert und gerätselt.
Für die Mitarbeiter des Funparks muss das ein Riesenspaß sein. Denn sie beobachten und belauschen über die Kameras und Mikrofone alles, was in den Escape Rooms passiert. So können sie Zeit für Zeit auch Tipps einwerfen, wenn das Team komplett auf dem Holzweg ist.
Zurück in die Grabkammer. Nach anfänglicher Hektik haben wir uns als Team langsam gefunden, gehen systematischer vor. Die Rätsel sind ganz unterschiedlicher Natur, und wenn einer mal auf dem Schlauch steht, fällt bei einem anderen Teammitglied der Groschen.
Wie gesagt, zu viel darf ich nicht verraten. Nur so viel: Die Grabkammer der Arsinoe ist wirklich ein fantastisches, an mehreren Stellen absolut überraschendes Erlebnis mit vielen tollen, authentischen Effekten. Man fühlt sich stellenweise wirklich wie Brandon Fraser im Film „Die Mumie“ und als wir nach einer knappen Stunde endlich entkommen, sind wir durch die Bank begeistert.
Am Ende bekommt jedes Team noch ein Urkunde mit Erinnerungsfoto und der Zeit, die man für die Flucht gebraucht hat. Angeblich war unsere Zeit gar nicht so schlecht, erfahren wir. Und wir merken, warum die Escape Games so beliebt sind: Wir sind stolz, wir sind glücklich und hatten eine Stunde lang richtig, richtig viel Spaß.
Die Escape Rooms im Fränkischen Seenland
- Im Indoor Funpark Pleinfeld stehen sechs verschiedene Szenerien mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zur Auswahl (teils auch für Familien geeignet).
- Zeitaufwand: Eine Stunde, plus kurze Einführung vorab
- Anzahl der Spieler: Zwischen 2 und 8 (je nach Escape Room)
- Kosten: Je mehr Spieler, umso günstiger ist der Preis pro Person (18 Euro – 34.50 Euro)
- Buchung, Infos und Beratung vorab unter www.escaperoomspleinfeld.de