Der Gasthof „Zum Hirschen“ in Wald bei Gunzenhausen war einst bekannt als urige Dorfwirtschaft, etwas in die Jahre gekommen, doch das Essen ehrlich, preisgünstig und lecker. Dann setzten sich die Wirtsleut zur Ruhe und der Gasthof wurde renoviert. Oftmals endet ein solches Vorhaben in einer „Schlimmverbesserung“. Sämtliche über die Jahrzehnte aufgebaute Atmosphäre wird bei der Renovierung mitunter gnadenlos aus dem Gebäude saniert. Triste Herzlosigkeit macht sich breit. Nicht aber im „Hirschen“ zu Wald. Ein Juwel fränkischer Wirthauskultur strahlt hier. Doch das zeigt sich zum Glück nicht nur in der gelungenen Sanierung. Die Küche trägt den wesentlichen Teil zum Erfolg des „Hirschen“ bei.
Ambiente
Der Gasthof „Zum Hirschen“ in Wald bei Gunzenhausen stand noch vor wenigen Jahren etwas schüchtern an der Ortsdurchfahrt. Fränkisches Understatement eben. Er wirkte wie aus der Zeit gefallen. Doch jetzt nach der Sanierung präsentiert sich das Gebäude mit viel Selbstbewusstsein – allerdings weit entfernt von oberbayerischer Überheblichkeit. Große Bäume stehen vor dem Gebäude, der Biergarten verströmt Gemütlichkeit. Zwar stehen die klassischen Biergartengarnituren auf Pflaster, doch das tut der Behaglichkeit keinen Abbruch. Die Tische sind schön mit Pflanzen dekoriert, große Schirme spenden Schatten. Der Biergarten ist umgeben von einem massiven Holzzaun. Am Eingang werden die Reservierungen gecheckt. Bei meinem Besuch an einem Donnerabend um 17 Uhr zur Öffnung des Biergartens lagen bereits zahlreiche Reservierungen für den Abend vor. Wer sicher gehen will, einen Platz im „Hirschen“ zu finden, sollte sich also anmelden.
Service
Wie oft schlug Ihnen bei einem gut reservierten Gasthof schon eine leichte Arroganz entgegen? Wer ohne Anmeldung kommt, wird nicht selten mit einer gewissen Überheblichkeit abgestraft. Nicht im „Hirschen“ in Wald. Nach einem herzlichen „Grüß Gott“ beugt sich der junge Mann über die Reservierungsliste und stellt schnell fest: „Für eineinhalb Stunden kann ich Ihnen diesen Tisch hier anbieten. Herzlich willkommen!“ Der Service am Tisch ist extrem freundlich, jedoch nie aufdringlich. Sofort macht sich in mir das gute Gefühlt breit: Hier bin ich willkommen! Trotz des knappen Zeitfensters von 90 Minuten habe ich nie das Gefühl, schnell abgewickelt zu werden. Daumen hoch für den tollen Service.
Getränke
In die Gläser und Krüge kommen vor allem Biere der Brauerei „Tucher“. Aus dem Fass fließen unter anderem das „Nürnberger Rotbier hell“, das „Tucher Export Hell“ und „Kloster Scheyern Export dunkel“. Sehr zu empfehlen ist aber auch das „ENGEL Kellerbier dunkel“ und das „ENGEL Kellerbier hell“. „Tucher“ liefert auch Pils und Weizen. Bei den Weinen bleibt der „Hirschen“ bodenständig. Große Experimente gibt es nicht: Müller Thurgau, Silvaner, Rotling, Dornfelder, Trollinger mit Lemberger und Weinschorle. Auf der Getränkekarte sind bei den Soft-Drinks keine Überraschungen zu entdecken. Zudem werden verschiedene Säfte angeboten. Hinweise zu regionaler Herkunft sind nicht vermerkt. Auch bei den Schnäpsen bleibt man traditionell. Gleiches gilt für die Kaffeekarte.
Speisen
Der „Hirschen“ in Wald hat seine Fans. Und das zu Recht. Schließlich ist die Küche gut. Wer an Sonn- und Feiertagen kommt, wird mit ofenfrischen Schäufele mit Kartoffelknödel, Fränkischem Sauerbraten mit Kartoffelknödel, geschmorter Rinderroulade mit hausgemachten Serviettenknödel, Schweinebraten mit Kartoffelknödel und „Halb und Halb“ – Schweinebraten und halbes Schäufele mit Kartoffelknödel – verwöhnt. Typisch Fränkisch! Unter der Rubrik „Hausschmankerl“ werden folgende Speisen angeboten: Fränkische Grillpfanne mit Kartoffelecken, Speckbohnen und Kräuterbutter; Walder Schnitzel gefüllt mit Champignons, Speck, Zwiebeln und Käse, dazu Pommes oder Kartoffelsalat; Schweineschnitzel “Wiener Art“ mit Pommes Frites oder Kartoffelsalat; Cordon bleu Schnitzel vom Schwein, gefüllt mit geräuchertem Schinken und Alpenkäse, dazu Kartoffelsalat oder Pommes Frites; Jägerschnitzel mit Spätzle und Champignonrahmsoße; Putensteak überbacken mit Tomate/Mozzarella dazu Pommes Frites; Wildragout vom Hirsch mit Serviettenknödel; zwei oder drei fränkische Bratwürste mit Sauerkraut und Brot oder Kartoffelsalat; zwei oder drei fränkische saure Zipfl mit Brot (Bratwürste im Essig-Zwiebelsud); Wurstsalat mit Essiggurken, Zwiebeln und Brot. Auch eine Brotzeit kann serviert werden, zudem verschiedene Salate oder auch im veganen Bereich Couscous-Gemüse Bratling mit Salatbouquet oder Spätzle-Gemüse Pfanne. Hausgemachte Burger erobern längst auch die heimische Gastronomie. Auch hier ist das Angebot im „Hirschen“ bestens aufgestellt. Meine Wahl fiel auf das „Walder Schnitzel“ – ich war begeistert. Saftig, schmackhaft, reichlich. Top – absolute Empfehlung. Für Kinder stehen die üblichen Klassiker auf der Karte.
Preis/Leistung
Die Preise im „Hirschen“ haben vernünftiges Niveau. Mein „Walder Schnitzel“ wurde ohne Salat mit 12,80 Euro berechnet. Mit Beilagensalat rutscht man dann über 15 Euro. Für das, was auf den Teller kommt, ist es ein gerechtfertigter Preis. 3,60 Euro kostet die Halbe „Engel dunkel“. Schön eingeschenkt, süffig – passt! Auch der Himbeergeist mit 2,80 Euro hat einen fairen Preis.
Besonderheit
An einem gewöhnlichen Donnerstagabend im Sommer bestens reserviert zu sein, das ist eine gute Leistung und zeigt: Die Gäste sind zufrieden und das spricht sich rum. Mein Tipp: Nicht nur den Biergarten aufsuchen, sondern auch mal die Innenräume betreten. Es lohnt sich!
Infos zu Öffnungszeiten sind auf www.gunzenhausen-restaurant.de zu finden