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Künstler im Fränkischen Seenland: Gerhard Postler – Farbenfeuerwerk

Gerhard Postler ist ein farbenfroher Mensch. Und er experimentiert gern. Langeweile oder Tristesse kommen bei seinen Kunstwerken nie auf. In den 1970er-Jahren wurde ihm klar, ohne Kunst ist das Leben ein deutliches Stück ärmer. Doch der Reihe nach.

Das Großstadtleben brachte ihn zur Kunst

Das Licht der Welt erblickte Gerhard Postler in Westheim im damaligen Landkreis Gunzenhausen. Das Leben auf dem Land – das Fränkische Seenland war damals noch nicht mal eine Idee – lief beschaulich ab. Die Kunst war weit weg. In Gunzenhausen besuchte Postler als junger Mann die Krankenpflegeschule. Doch er wollte sich noch weiter qualifizieren, als Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege, packte seinen Koffer und ging 1974 für zwei Jahre an die Unikliniken nach Frankfurt am Main. „Mit meinen Kolleginnen und Kollegen zog ich natürlich nach dem Unterricht um die Häuser, lernte das Großstadtleben kennen und lieben. Das war dann schon anders als in Gunzenhausen“, erinnert sich Postler. Doch nicht nur Kneipen wurden besucht, sondern auch Konzerte, Theateraufführungen und Kunstausstellungen. Hier hat es Postler gepackt: „Ich habe erkannt, dass mir die Kunst etwas gibt, dass sie mich berührt und mein Leben bereichert!“

 

Doch Gerhard Postler wollte nicht nur konsumieren, er wollte auch produzieren. So versuchte er sich langsam an die Malerei heranzutasten. Mit Stillleben machte er seine ersten, eigenen künstlerischen Schritte. Von Anfang an nahm Postler sein Hobby sehr ernst: „Es war ein Ausgleich zu meiner herausfordernden Arbeit als Fachkrankenpfleger auf der Intensivstation im Krankenhaus Gunzenhausen. 30 Jahre war ich da Pflegedienstleiter.“  Doch er wollte Struktur in sein Hobby bringen und seine Fähigkeiten erweitern. So besuchte er Seminare in der Akademie von Faber Castell in Stein und buchte in seinem Urlaub weitere Akademiekurse oder nahm Einzelunterricht bei renommierten Künstlern.

Ein Mensch der Farben

„Ich war schon immer ein Mensch der Farben. Es muss bei mir bunt sein“, erzählt er. Mit Aquarell ging es los, es folgte Acrylmalerei. Der Grund: Realistische Darstellungen hatten ihn nicht mehr gereizt. Jetzt konzentrierte er sich auf das Abstrakte. Seine Dozenten erkannten schnell das Talent, erinnert er sich: „Sie haben mich ermuntert, mit den Farben und Formen zu spielen. Mehr Mut zur Farbe. Ich ließ es von da an krachen!“

Gerhard Postler liebt es farbenfroh. Seine Werke tragen keinen Titel.

Malerei ist ein Prozess. Bei Gerhard Postler war es nicht anders. Über viele Jahre probierte er, verwarf, änderte und entwickelte. Den Mut hat er nie verloren. Zweifel? Nein, Rückschläge ermunterten ihn vielmehr. Heute hat der Künstler eine spezielle Herangehensweise. Auf die nackte Leinwand schreibt Postler einen Spruch, eine Lebensweisheit, vielleicht einen Kalenderspruch. Die hat er auf Kärtchen notiert. Per Zufall wählt er die Sprüche aus. Zum gezogenen Spruch macht sich Postler Gedanken, trägt eine erste Farbschicht auf die Leinwand. Dann bleibt das angefangene Werk bis zum nächsten Tag liegen. Neue Gedanken bedeuten neue Inspiration. Stück für Stück, Farbschicht um Farbschicht wächst und entsteht das Werk. „Es kommen schon mal über 30 Schichten zusammen“, sagt Postler: „Da kann am Ende das genaue Gegenteil von dem rauskommen, was ich mir anfangs beim Lesen des Spruches gedacht habe!“

Werke ohne Titel

Jahre hat es gedauert bis sich Postler mit seinen Werken in die Öffentlichkeit getraut hat. Eine erste, kleine Ausstellung in Absberg am Brombachsee ermunterte ihn, künftig offener mit seiner Kunst umzugehen. Das Interesse der Besucherinnen und Besucher motivierte ihn, ebenso erste Verkäufe. Titel tragen seine Werke nie. Postler möchte die Gedanken der Betrachter mit einem von ihm gewählten Titel nicht in eine Richtung lenken: „Das ist doch das Spannende, wenn jede und jeder was anderes in meinen Bildern sieht. Mitunter erlebe ich da große Überraschungen.“

Postler malt gern alleine im eigenen Atelier. Er genoss aber vor allem auch die Zusammenarbeit mit der Künstlerin Brigitte Zimmerer in Wassertrüdingen im benachbarten Landkreis Ansbach: „Wir hatten über viele Jahre einmal die Woche zum gemeinsamen Malen getroffen. Er war eine wunderbare und sehr inspirierende Zusammenarbeit.“

Cosmos – Werke von Postlers verstorbener Malerfreundin Brigitte Zimmerer

 

Inspirierende Malerfreundschaft

Der plötzliche und unerwartete Tod seiner Künstlerkollegin im Sommer 2022 hat Gerhard Postler nicht nur sehr bewegt, sondern so erschüttert, dass er über Wochen nicht malen konnte: „Wir hatten auf unsere gemeinsame Ausstellung im M11 Gunzenhausen hingearbeitet. Eingeladen wurden wir vom Kunstforum Fränkisches Seenland. Das wäre der Höhepunkt unserer großartigen Malerfreundschaft geworden.“

Das Schicksal wollte es anders. Doch Gerhard Postler erinnert in seiner Ausstellung „Von Kunst umgeben“ an seine Malerfreundin Brigitte Zimmerer. Einige ihrer Werke sind unter dem Titel „Cosmos“ in die Ausstellung integriert.

Gerhard Postler ist längst in Rente. Doch sein früherer Beruf hat ihn nicht losgelassen. Er betreut und berät schwerkranke Patienten unter anderem in Ernährungsfragen und er schult Pflegedienste. Zudem ist er 1. Vorsitzender der Volkshochschule Gunzenhausen. Die Kunst ist sein Ausgleich geblieben – und macht sie genau deshalb für ihn so wertvoll.


  • Ausstellung im M11, Marktplatz 11, Gunzenhausen: 5. März bis 2. April 2023
  • Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr geöffnet
  • Der Eintritt ist frei
  • Die Ausstellung von Brigitte Zimmerer ist integriert
  • Persönliche Führunga am 2. April, ab 14.30 Uhr von Gerhard Postler

Weitere Infos: www.kunstforum-fraenkisches-seenland.de

 


 

 

 

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