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Müllfreies Picknick im Fränkischen Seenland

Zero Waste, müllfrei, nachhaltig, umweltbewusst: Schlagworte, die vor nicht allzu langer Zeit noch den Hipstern dieser Welt gehörten, sind mitten in der Gesellschaft angekommen. Zum Glück muss man sagen. Auch das Fränkische Seenland mausert sich in dieser Beziehung. So ist zum Beispiel die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit ein fester Bestandteil im aktuellen Leitbild des Tourismusverbands Fränkisches Seenland fest verankert.

Kampagne „Brombachsee müllfrei“

Das man es damit durchaus ernst meint, zeigt eine Aktion des Zweckverbands Brombachsee: Der See soll dieses Jahr müllfrei werden. Dafür hat man jetzt alle Mülleimer rund um den Großen und Kleinen Brombachsee sowie den Igelsbachsee abmontiert und es gilt: Jeder nimmt seinen Müll einfach wieder mit.

Hintergrund dieser Aktion ist vor allem, dass das Müllaufkommen um den Brombachsee inzwischen bei jährlich rund 140 Tonnen liegt. Also 140.000 kg Dreck, den Besucher einfach mal in einem Jahr beim Baden, Radfahren, Spazieren gehen oder Spielen am See hinterlassen. Das ist umgerechnet so viel wie rund 7 Millionen 0,5 Liter-PET Flaschen. Ziemlich heftig.

Dass das nicht gut für Natur, Umwelt, Tier und Mensch ist, braucht man nicht groß auszuführen. Dass das auch nix mehr mit einem nachhaltigen Umgang von Ressourcen zu tun hat, logisch. Allerdings muss auch ich mich hier an die eigene Nase packen. Ein bisschen was von dem genannten Müll haben auch wir produziert. Sind wir doch einfach gern am See unterwegs – und lieben Picknick über alles. 

Unverpackt-Laden in Weißenburg

Deshalb hab ich überlegt, wie man das anders lösen kann. Am Einfachsten wäre natürlich, erst gar keinen Verpackungsmüll zu produzieren. Hört sich kompliziert an? Hört sich anstrengend an? Dachte ich auch und wollte mir deshalb mal professionellen Rat einholen. Bei Daniela Gutmann. Die betreibt seit rüber drei Jahren den Weißenburger Unverpackt-Laden und ist ein echter Profi in Sachen Müllvermeidung.

Gleich mal eines vorweg: Es ist weder kompliziert noch anstrengend. Ganz im Gegenteil. Mit Daniela ein müllfreies Picknick vorzubereiten, ist großartig, lecker, erstaunlich und hat nichts – aber auch rein gar nichts – mit Missionieren oder dem erhobenen Zeigefinger zu tun. Dazu kommt, dass die dreifache Mutter nicht einfach nur umweltfreundliches Zeug erzählt, sondern selbst hinter all dem steht, was sie tut. Aus Überzeugung, Leidenschaft und mit vollem Einsatz.

Was mich im Unverpackt-Laden als erstes überraschst, ist das umfangreiche Sortiment: Lebensmittel, Kosmetik, Deko-Artikel, Gebrauchsgegenstände. Von Gummibärchen über Müsli, Nüsse, frische Milch, Wein in Pfandflaschen, süßen Seifenspendern, kleine Wandhaken, Pflanzensamen bis hin zu wiederverwendbarer Küchenrolle und duftender Seife bleiben hier keine Wünsche offen. Ach, und das Gerücht, dass sich hier nur Birkenstock-Träger rumtreiben, ist komplett falsch 😉

Also auf zu meinem müllfreien Picknick. Daniela nimmt eine Brotbox aus Edelstahl und befüllt sie mit lauter leckeren Knabbereien. Aus den Spendern kommen die Sachen, in unserem Fall, direkt in die Box. 

Im Normalfall bringt man einfach Einmachgläser, Glasflachen oder alte Marmeladengläser mit, wiegt diese, schreibt das Gewicht drauf, befüllt nach Belieben und an der Kasse wird das Gewicht des Gefäßes wieder abgezogen. Wer spontan kommt, kann sich auch einfach aus einem Korb mit leeren Gläsern kostenlos bedienen. Dort haben andere Kunden nicht benötigte Gefäße reingestellt, Daniela hat sie professionell gereinigt und bietet diese kostenlos an. 

Nachhaltig und lecker

Unsere Brotbox ist jedenfalls fertig. Als nächstes befüllen wir ein altes Glas mit Gummibärchen, die schmecken hier übrigens dreimal so gut wie aus dem Supermarkt. Wir schnippeln Obstsalat und füllen diesen in ein kleines Einmachglas. Ich such mir ein Müsli aus, Daniela presst noch ein paar Orangen aus und füllt den Saft um. Obendrauf gibt es ein Glas Cashews und schokoüberzogene Nüsse. Ach ja, ne Flasche Milch, Edelstahlstrohhalme und für Atmosphäre eine kleine Kerze kommen auch noch dazu. 

Dann kommt die Mutter in mir durch und ich frage, wie wir das jetzt irgendwie ökologisch regeln können mit den Servietten bzw. ich hab immer – zwecks der ganzen Sauerei – Küchenrolle dabei. Und es gibt tatsächlich wiederverwendbare Küchenrolle aus Baumwolle und Frottee mit kleinen Druckknöpfen zum quasi Abreißen. Tolle Sache. Und schaut viel hübscher aus als weißes Zewa.

Ich bin beeindruckt, was man bei einem einfach Picknick an Müll einsparen kann. Natürlich kommt jetzt das Argument der Kosten. Natürlich ist es nicht so billig wie beim Discounter. Aber ich finde, das darf man auch nicht gleichsetzen. Viele der Produkte sind hier einfach nicht mit einer billigen Massenproduktion vergleichbar. Bei manchen kennt Daniela die Produzenten persönlich, andere kommen direkt aus der Region, nachhaltig produziert sind sie sowieso alle. 

Dass sich das alles preislich bemerkbar macht, ist logisch. Allerdings nicht so stark, wie man vielleicht glaubt. Die Mini-Dinkel-Brezen im Unverpackt-Laden sind mit 1,15 Euro/100g sogar ein kleines bisschen billiger als bei DM. Da liegt der Preis bei 1,16 Euro/100g.

Und was mich unabhängig von Kosten, Umweltgründen oder sonstigem Gedöns überzeugt hat, ist die persönliche Atmosphäre. Geplauder, gemütliche Sitzeckchen, einen leckeren Kaffee, Persönlichkeit: Hier ist man beim Einkaufen einfach noch ein echter Kunde und nicht nur ne Nummer auf der Payback-Sammeln Sie irgendwelche Punkte-Karte.


Unverpackt Weißenburg
Obertorstraße 4
91781 Weißenburg

Alle weiteren Infos inkl. der kompletten Sortimentsliste findet ihr direkt hier auf der Homepage.

Noch eine tolle Adresse für regional und unverpackt einkaufen ist „die kleine markthalle“ in Heideck.
Auch hier könnt ihr euch direkt über die Homepage informieren.


Kostenlose Mülltüten und Taschenaschenbecher

Übrigens für alle, die kein müllfreies Picknick bei ihrem Ausflug am See dabei haben – auch kein Problem. Es gibt in den Touristinfos und allen Betrieben am Brombachsee kostenlose Papiertüten und Taschenaschenbecher, um seine Abfälle unkompliziert mit nach Hause zu nehmen. Für Spezialmüll wie Windeln und Hundekot stehen spezielle Müllbehälter bereit. Zudem sorgt die seit diesem Jahr geltende gesetzliche Mehrwegpflicht dafür, dass die Gastronomie für die Ausgabe im To-Go-Bereich Mehrweg-Alternativen zur Verfügung stellt. 


Viele weitere Informationen zu der Aktion „Brombachsee müllfrei“ findet hier direkt auf der Homepage.

Geplant sind zudem verschiedene Aktionstage mit Kindergärten, Schulen und Gruppen, welche das Thema Müll und Naturschutz näher betrachten. Dies soll an ca. 40 Aktionstagen im Jahr 2023 angeboten werden. 


 

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