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Künstlerin im Fränkischen Seenland: Helli Keilholz – Vom Puppenspiel zur Betonkunst

Wenn Helli Keilholz im Beton rührt und aus dem Baustoff kleine und größere Kunstwerke entstehen lässt, ahnt man nicht, dass die zierliche Frau einst eine bekannte Puppenspielerin war. Zusammen mit ihrem Mann Günther hütete sie über ein Vierteljahrhundert eine Großfamilie mit 150 Handpuppen und Marionetten. Das Puppentheater der Familie Keilholz war ein Begriff im Fränkischen Seenland und weit darüber hinaus.

Die Puppen begrüßen zusammen mit Helli und Günther Keilholz das Publikum in Altentrüdingen

Helga – so ihr eigentlicher Vorname – kam 1946 in Bayreuth zur Welt. „Nachdem damals der Mädchenname Helga sehr populär war, musste zur besseren Unterscheidung ein Spitz- oder Kosename her“, erzählt sie lächelnd. Aus Helga wurde also Helli – daran hat sich bis heute nichts geändert. Die gelernte Kindergärtnerin kam über ihren Mann Günther zur Kunst. Zunächst hatten die beiden in Roth gelebt, Günther verdiente sein Geld als Industriekaufmann. Doch seine wahre Leidenschaft war die Bühne. „Er war ein wirklich guter Laienspieler“, berichtet Helli.

Vorhang auf in der Puppenspielerei Keilholz

Doch berufsmäßig wollte der Ehemann nicht auf die Bühne! So ließen Helli und Günther andere für sich auftreten. Das Paar heuerte bei der Nürnberger Marionettenbühne an und lernte diese besondere Theaterform von der Pike auf: Figuren bauen, Kostüme nähen, Figuren führen, ihnen Leben einhauchen, Rollen texten und sprechen…! Günther entwickelte beim Schnitzen der Figurenköpfe ein besonderes Talent. „Weg vom normalen Puppenkopf, hin zum Charakterkopf. Das machte den Unterschied“, erinnert sich Helli.

Alle Puppen waren handgemacht und Unikate.

Berufswunsch: Puppenspieler

Ja, das Paar hatte Blut geleckt und sie wagten tatsächlich 1987 den Schritt zu puppenspielerischen Selbstständigkeit. In Altentrüdingen bei Wassertrüdingen fanden sie ihr Traumhaus, den Ort, der in Zukunft ihre „Puppenspielerei Keilholz“ beherbergen sollte. Doch wie reagierten die Dorfbewohner, als plötzlich Puppenspieler in den Ort zogen? Helli und Günther wollten Teil der Dorfgemeinschaft sein. Zur Premiere luden sie in den Stadel, an der Kirchweih wurde gratis gespielt und die Türen standen für Interessierte immer offen. „Wir waren von Anfang akzeptiert und fühlten uns in Altentrüdingen rundum wohl“, bestätigt Helli Keilholz.

Natürlich wurde nicht nur am Wohnort gespielt. Das Repertoire und der Aufbau des Theaters war stets auf den Tourneebetrieb ausgerichtet, erinnert sich Helli: „Schulen, Büchereien, Kulturvereine. Wir packten das Theater in den kleinen Transporter und ab ging es!“ Alles wurde in Eigenregie organsiert und geplant. Mögliche Veranstalter finden, anschreiben, die Tour planen, Abrechnungen erstellen…und natürlich Stücke schreiben, Puppen bauen, Kostüme nähen, Kulissen erstellen. Es gab viel zu tun, langweilig wurde es dem Paar nicht – zudem wollten noch drei Kinder versorgt werden.

Günther Keilholz war der Vater seiner Puppen. Mit Hingabe erschuf er immer neue Charaktere.

Knochenjob Puppenspieler

Nichts war in diesem Theaterbetrieb dem Zufall überlassen. „Sonst bist du verratzt“, sagt Helli. Auf insgesamt 17 Inszenierungen kam die Puppenspielerei Keilholz in 25 Jahren – ein Knochenjob. Doch das Publikum dankte mit Applaus, leuchtenden Augen und großer Treue. „Hans mein Igel“ war der erste große Erfolg. Ein Stück über den anderen, der anders ist. Es blieb immer aktuell. Das Repertoire reichte, so Helli,  über viele Altersgruppen: „Wir spielten sehr bewusst auch für Erwachsene. Hat es ihnen gefallen, kommen sie auch mit ihren Kindern zurück ins Theater.“

Hatte Helli Lieblingspuppen? „Ja“, sagt sie ohne überlegen zu müssen. „Mir waren immer die Handpuppen am liebsten. Die Hand ist mit dem Herzen des Spielers verbunden, mit dem Herzschlag und der Atmung. Das überträgt sich unmittelbar auf die Puppe. Marionetten sind anders. Wegen ihrer Fäden mögen sie keine Nähe.“

Hier wurden die Puppen geboren: Die Werkstatt der Puppenspielerei Keilholz

Helli und Günther – ein ideales Paar auch hinter der Bühne

Das Ehepaar Keilholz ergänzte sich nicht nur im Privaten, sondern vor allem auch auf beziehungsweise hinter der Bühne: „Beim Puppenspielen musst du bei der extremen Enge auf der Bühne Nähe zulassen können. Damit hatten wir als Paar nie ein Problem!“ Helli lacht und betont, dass es für sie nie eine bessere Möglichkeit gab, sich künstlerisch auszudrücken, als mit Puppen: „Du bist alles. Es war eine tiefbeglückende Arbeit!“

Vor gut 10 Jahren haben Helli und Günther den Theatervorhang geschlossen. 2014 verstarb ihr Mann. Sie erinnert sich gern an die Zeit im Puppentheater, trauert ihr aber nicht nach. Ein paar Erinnerungen hat sie behalten, versichert aber, nicht in einem Figurenmuseum zu leben: „Die Puppen sind nur auf der Bühne lebendig, nicht irgendwo im Schrank oder in der Ecke!“

Die Puppenfamilie im Einsatz

Schlussapplaus –  Jetzt rührt Helli im Beton

Der Kunst ist Helli Keilholz treu geblieben. Sie beschäftigt sich mit Holzschnitten, Keramiken, Sandsteinfiguren und jetzt auch mit Beton: „Ich wollte in meinen Garten keine Fuzzelfiguren reinstellen sondern was vernünftiges. Deshalb Beton!“ In Kursen gibt sie ihr Wissen weiter. Immer mit der Botschaft: „Kunst adelt das Material – nicht umgekehrt!“

Helli Keilholz lässt die Kunst nicht los. Das Puppentheater ist Geschichte. Jetzt widmet sie sich unter anderem künstlerisch dem Beton.

Übrigens: So ganz hat sich Helli Keilholz nicht vom Theaterspiel verabschiedet. Sie inszeniert Papiertheater für Erwachsene und Kindern. Alles in Eigenregie, alles live: „Das habe ich alles im Kopf. Das muss ich im Schlaf können und bin selbst ganz glücklich, wenn es funktioniert“. Aus ihren Augen blitzt Leidenschaft.

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